Politische Krisen drücken den Milchpreis

Hamburg (dpa) - Der Preis für deutsche Milch sinkt - liegt aber weiter auf einem hohen Niveau. „Deutsche Milchprodukte sind weltweit gefragt, die Märkte außerhalb Europas wachsen“, sagte Karl-Heinz Engel, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbands, am Donnerstag in Hamburg.

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Im Geschäftsjahr 2013/14 sei der Preis in Deutschland so hoch wie nie zuvor gewesen. „Wir profitieren vom großen Vertrauen in Milchprodukte.“ Die deutschen Landwirte erlösten im vergangenen Jahr 37,51 Euro für 100 Kilogramm Milch mit 4,0 Prozent Fett ab Hof. Im Jahr zuvor waren es nur 31,99 Euro.

Aufgrund politischer Krisen lasse die Dynamik aber nach, sagte Engel und verwies auf den Nahen Osten sowie den Ebola-geschwächten Markt in Westafrika. „Die Unsicherheit wächst. Das drückt auch auf dem deutschen Markt den Preis.“

Für das laufende Jahr erwartet der Verband einen Durchschnittspreis von 37,00 Euro für 100 Kilogramm Milch. Wegen der guten Preise weiten die Landwirte ihre Produktion aus. Bei rund 4,35 Millionen Milchkühen werden sich die Lieferungen an die Molkereien in diesem Jahr um 3,8 Prozent auf 32,2 Millionen Tonnen steigern, ebenfalls ein Rekordwert.

Das russische Einfuhrverbot für Milch aus der EU wirkt sich nach Angaben des Verbandes hingegen kaum auf die deutschen Molkereien aus, da der Export nach Russland schon in den Vorjahren stark zurückgegangen sei. Die deutsche Milchindustrie sei nur indirekt betroffen, weil der Käse-Export aus anderen europäischen Ländern unter dem Embargo leide. Für Milch bestehe jedoch eine Angebotslücke in Russland, weshalb es Anzeichen gebe, dass das Verbot überdacht werde.

Insgesamt wird rund die Hälfte der in Deutschland erzeugten Milch im Ausland verkauft. Wichtigster Wachstumsmarkt ist China: „Deutsche H-Milch ist dort hoch im Kurs. Die Verbraucher haben wenig Vertrauen in die heimischen Produkte“, sagte Engel.

Auch die Nachfrage nach Molkepulver für Babynahrung sei gewachsen. In den vergangenen Jahren war in China mehrfach verseuchte Babymilch entdeckt worden. Im deutschen Einzelhandel ging der Absatz von Trinkmilch zurück. Dafür stieg die Nachfrage nach Käseprodukten.

2015 wird der europäische Milchmarkt liberalisiert. „Wir sehen das als Chance“, sagte Engels. Die europaweite Milchquote war 1984 von der EG eingeführt worden. Sie regelt, wie viel Milch ein Erzeuger produzieren darf, war in den letzten Jahren aber bereits stufenweise erhöht worden. „Jetzt kommen wir - als vorletzter Lebensmittelmarkt neben der Zuckerindustrie - in eine freie Marktsituation.“