Porsche schrammt haarscharf an roten Zahlen vorbei
Stuttgart (dpa) - Der ausgebremste Zusammenschluss mit VW verhagelt dem Porsche-Konzern die Bilanz.
Trotz blendend laufender Geschäfte ihrer Beteiligungen rettete sich die Muttergesellschaft Porsche SE vergangenes Jahr nur knapp in die Gewinnzone, wie das Unternehmen am Donnerstag in Stuttgart mitteilte. Unter dem Strich verbuchte die Holding einen kleinen Überschuss von 59 Millionen Euro. Dabei hatten die Werte unter ihrem Dach - die Anteile an VW und der Porsche AG - 4,66 Milliarden Euro in die Kasse der Schwaben gespült. Wann und wie VW und Porsche zusammenfinden, bleibt weiter unklar.
Beide Unternehmen suchen derzeit nach Alternativen zur 2011 geplatzten Wunschlösung. Der Vorstandschef von VW und der Porsche SE, Martin Winterkorn, und sein Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch erteilten Hoffnungen für eine baldige Entscheidung am Donnerstag aber eine Absage. Der Ursprungsplan der Fusion sei vom Tisch. „Bis auf weiteres ist die Verschmelzung kein Thema“, sagte Pötsch in Stuttgart. Auch beim alternativen Plan B für einen Kauf des Sportwagengeschäfts der Porsche AG gebe es keine Entscheidung. „Die Bewertung ist noch nicht abgeschlossen.“ Winterkorn bekräftigte aber: „Der integrierte Konzern von Volkswagen und Porsche wird kommen.“
Auslöser für die magere Bilanz der Porsche SE sind Vorschriften, die die verzögerte Ehe mit Volkswagen für die Holding buchhalterisch negativ einpreisen. Das heißt aber nicht, dass bei der SE tatsächlich viel Geld verbrannt wird. Es sind Sondereffekte rein auf dem Papier - Finanzmathematik, die Investoren Einschätzungen erleichtern soll.
Hintergrund ist das Scheitern der ursprünglich geplanten Fusion mit VW im vergangenen Jahr. Die Verschmelzung war lange das Ziel gewesen, nachdem die Porsche SE 2009 spektakulär damit gescheitert war, den Autoriesen aus Wolfsburg zu übernehmen. Bei den damaligen Kursturbulenzen verloren Investoren viel Geld. In der Folge hagelte es Anlegerklagen. Wegen der damit verbundenen finanziellen Risiken wurde die Fusion abgeblasen.
Für die Porsche SE ist die Hängepartie belastend. Als Konsequenz aus dem Übernahmedebakel halten die Schwaben zwar hauchdünn die Mehrheit der VW-Stammaktien, waren aber nach ihren Finanzgeschäften für den riskanten Griff nach der Macht damals derart angeschlagen, dass sie den Wolfsburger Konzern als Retter akzeptieren mussten.
Um die 11,4 Milliarden Euro Schulden der SE abzutragen, holte sich VW Ende 2009 für 3,9 Milliarden Euro knapp die Hälfte der Porsche AG, in der das Sportwagengeschäft des Stuttgarter Konzerns läuft. Für die zweite Hälfte regelten die beiden Seiten Kauf- und Verkaufsoptionen. Diese Optionen müssen nun jeweils zu Stichtagen nach einheitlichen Bilanzierungsregeln bewertet werden. Für die VW-Bücher ist es dabei positiv, die hochprofitable Porsche AG ganz unter VW-Dach holen zu können. Für die Mutter SE ist der drohende Verlust dagegen negativ.
Wann VW den Rest der Porsche AG womöglich unter das Konzerndach holen könnte, ist weiter unklar. Dieser ursprüngliche Notfallplan wäre erst Mitte 2014 steuerfrei, vorher könnte eine Steuerlast in Milliardenhöhe anfallen.
Zum Ausblick sagte Pötsch, dass er angesichts der unklaren Lage die künftige Höhe der belastenden Bilanzvorgaben „naturgemäß“ noch nicht einschätzen könne. „Unter dem Strich geht die Porsche SE aber auch unter Berücksichtigung dieses Sondereffekts im Geschäftsjahr 2012 mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem positiven Konzernergebnis nach Steuern aus.“
Die Porsche Automobil Holding SE wird von den Familien Piëch und Porsche dominiert. Als Beteiligungsgesellschaft lebt sie von den Dividenden ihrer anteiligen Werte an der VW AG und Porsche AG. Beide Unternehmen hatten 2011 zum besten Jahr ihrer Geschichte gemacht. Ihre Dividende will die SE erhöhen. Vorgeschlagen sind 76 Cent pro Vorzugsaktie - nach 50 Cent für das Rumpfgeschäftsjahr 2010. Die Porsche SE und mit ihr auch die AG haben ihren Bilanzturnus jüngst an das Kalenderjahr angepasst, so wie es auch Partner Volkswagen macht.