Post-Chef Appel will höheres Porto

Frankfurt/Main (dpa) - Die Deutsche Post verdient mit dem klassischen Briefversand immer weniger Geld und will ein höheres Porto. Post-Vorstandschef Frank Appel will sich dafür bei der Politik stark machen.

Denn allein entscheiden kann das frühere Staatsunternehmen das bisher nicht.

Für Verbraucher könnte sich damit erstmals seit 14 Jahren das Inlands-Standardporto (jetzt 55 Cent) für den Brief verteuern. Wie die Preise ab nächstem Jahr aussehen, bleibe abzuwarten, sagte Appel am Mittwoch auf der Post-Hauptversammlung in Frankfurt am Main. Darüber dürfte in den nächsten Monaten hart gerungen werden. Spätestens Ende des Jahres muss eine neue Regelung stehen.

Parallel zur Aktionärsversammlung legte die für die Regulierung des Postmarktes zuständige Bundesnetzagentur in Bonn ihre Eckpunkte für die künftige Portofestsetzung vor. Damit ist die Diskussion eröffnet. Aus einer modifizierten Berechnungsformel könnte sich für die Post etwas Spielraum für Portoerhöhungen ergeben. Eine völlige Aufgabe der Preisregulierung ist nicht vorgesehen.

Die bisherige Formel hat der Post bisher kaum Möglichkeiten gelassen, was auch Appel beklagte. Die Berechnung nach dem bisherigen Verfahren läuft Ende des Jahres aus. Wiederholt hatte Appel erklärt, dass die Post eine Abkehr von der bisherigen Berechnung will.

Die Preise seien im europäischen Vergleich niedrig - und das bei höchster Zustellqualität, betonte Appel. „Es geht nicht darum, unseren Profit zu erhöhen, sondern darum, den Status-quo und eine gute Infrastruktur zu erhalten.“ Schließlich müsse „sichergestellt werden, dass wir in Deutschland auch in zehn Jahren noch ein leistungsfähiges Briefsystem haben“.

Bei der bisherigen Berechnung wird neben der Einbeziehung der Inflationsrate von Produktivitätsfortschritten ausgegangen. Da es im klassischen Briefversand aber als Folge der zunehmenden elektronischen Kommunikation über E-Mails stetig schrumpfende Mengen gebe, stimme das nicht mehr und wirke sich immer negativer für die Post aus, klagte Appel.

Zugleich musste die Post tariflich vereinbarten Lohnerhöhungen für Briefträger bewältigen. Das Drehen an Kostenschrauben ist nach Darstellung der Post inzwischen weitgehend ausgereizt.

Trotz Liberalisierung seit 2008 beherrscht die Post mit einem Marktanteil von 87 Prozent noch immer klar den heimischen Briefmarkt. Bei den Privatkunden gibt es - im Unterschied zu den umkämpften Geschäftskunden - dabei kaum nennenswerten Wettbewerb. Aufgrund der Porto-Regelungen sind dem Platzhirschen aber bei den Preisen die Hände weitgehend gebunden. Der Konzern macht im traditionellen Briefgeschäft (einschließlich des Paketversands) mit rund einer Milliarde Euro immer noch die rund die Hälfte ihres Gewinns. Der Gewinn hat sich aber in nur drei Jahren nahezu halbiert.

Unzufrieden zeigten sich Aktionärsvertreter auf der Hauptversammlung mit der Entwicklung der Post-Aktie. Seit dem Börsengang vor zehn Jahren hat das Papier rund ein Drittel seines Wertes verloren. Wenigstens über eine um 5 Cent auf 65 Cent erhöhte und auch steuerfreie Dividende für das Geschäftsjahr 2010 dürfen sich die Anteilseigner freuen.

Erneut gab es von Aktionärsseite Forderungen nach einer Abspaltung des Briefbereichs vom Logistikteil. Die Synergieeffekte beider Säulen seien gering und eine Aufspaltung könne Kosten sparen und für mehr Klarheit in der Bilanz sorgen, argumentierten die Befürworter. Appel betonte, dass eine Aufspaltung „zum jetzigen Zeitpunkt“ kein Thema sei.

Insgesamt sieht sich der Konzern mit seinen weltweit rund 470 000 Mitarbeitern nach einem guten Start ins Jahr auf Kurs. Vor allem Asien mit dem Giganten China gilt als Wachstumsmarkt. „Wir versuchen so viel es geht in Asien zu investieren“, kündigte der Post-Chef an.