Praktiker-Insolvenzverwalter streben Komplett-Verkauf an
Kirkel/Saarbrücken/Hamburg (dpa) - Die insolvente Baumarktkette Praktiker soll möglichst als Ganzes an einen Investor verkauft werden.
Das sagte ein Vertreter des vorläufigen Insolvenzverwalters für die Muttergesellschaft Praktiker AG, Udo Gröner, am Donnerstag der dpa in Saarbrücken. Dieses Ziel sei mit dem zweiten vorläufigen Insolvenzverwalter Christopher Seagon abgestimmt.
Dieser ist für acht insolvente Praktiker-Firmen und somit für die Praktiker-Märkte zuständig, insgesamt arbeiten für sie rund 8600 Menschen.
Die Praktiker-Konzernzentrale war erst im Herbst 2012 aus dem saarländischen Kirkel nach Hamburg umgezogen. Insolvenzverwalter Gröner hatte den 243 Beschäftigten in Kirkel am Mittwoch mitgeteilt, dass sie für die Monate Juli, August und September Insolvenzgeld bekommen. Für die Praktiker AG und in übergreifenden Konzerngesellschaften sind in Hamburg sowie in Kirkel rund 750 Menschen tätig.
Für Praktiker gibt es nach den Angaben eines Unternehmenssprechers in Hamburg diverse Interessenten. Es seien aber unverbindliche Investorenbekundungen. Namen nannte der Sprecher nicht. Mehrere Baumarktketten wie Obi, Hornbach und Hagebau haben ihr Interesse bereits öffentlich signalisiert, allerdings nur für einzelne Filialen und nicht ein Gesamtpaket.
Im Rahmen der beantragten Insolvenzverfahren wird derzeit ein Investorenprozess angeschoben. Potenzielle Interessenten erhalten Einblick in die Firmendaten und können dann ihre Angebote abgeben.
Unterdessen sprachen sich Gläubiger einer Praktiker-Anleihe für eine Fortführung des Unternehmens nach den bisherigen Sanierungsplänen aus. Die Anleihe über 250 Millionen Euro wurde 2011 aufgelegt und läuft den Angaben zufolge bis 2016.
Sie wurde mit 5,875 Prozent verzinst, werde aber nun mit Eintritt der Insolvenz nicht mehr bedient, sagte Ingo Scholz der Nachrichtenagentur dpa. Der Rechtsanwalt vertritt nach eigenem Bekunden die größte Gläubigergruppe bei Praktiker, in der Hedge-Fonds, institutionelle Investoren sowie Kleinanleger vertreten sind.
Bei einem Konzern-Verkauf befürchtet die Gruppe einen geringen Verkaufspreis und infolgedessen eine nur geringe Quote, mit der die Ansprüche der Gläubiger befriedigt werden.
Die Gruppe biete an, ihr bereitgestelltes Fremdkapital in Eigenkapital umzuwandeln, sagte Scholz. Außerdem sei sie zu weiteren Kapitalspritzen bereit, deren Volumen aber erst im Investorenprozess ermittelt werden könnte. „Der Konzernumbau sollte fortgesetzt werden. Da ist das Unternehmen auf halber Strecke liegengeblieben.“
Vorstandschef Armin Burger hatte zur Sanierung die Umstellung von Praktiker-Filialen auf die ertragsstärkere Marke Max-Bahr vorangetrieben. Von ihr gibt es aktuell 132 Standorte, bei Praktiker sind es 169 (Stand Ende März). „Wenn man das Discounter-Image zurücklassen kann, scheint das strategisch zu helfen“, sagte Anwalt Scholz. Max Bahr ist nicht von den Insolvenzanträgen betroffen.