Privatanleger machen mit Dax-Talfahrt dicken Reibach
Stuttgart/Frankfurt (dpa) - Die große Mehrheit der Privatanleger in Deutschland hat laut einer Studie bei der Börsentalfahrt 2011 einen kühlen Kopf bewahrt und so gute Geschäfte gemacht.
Während der Dax im August 2011 von gut 7000 Punkten kommend einbrach und binnen weniger Wochen in Richtung der 5000 Zähler purzelte, gab es parallel keinesfalls hektische Verkäufe - sondern das genaue Gegenteil.
Die privaten Anleger reagierten also nicht schreckhaft, sondern nutzten den Einbruch besonnen für lukrative Zukäufe, deren Zahl die der Verkäufe im August und September deutlich überstieg - an manchen Tagen sogar um 300 oder 400 Prozent. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Wertpapier-Service Bank, die am Dienstag im Vorfeld der Messe Invest in Stuttgart vorgelegt wurde.
Der Chef der Börse Stuttgart, Christoph Lammersdorf, sagte laut einer Mitteilung: „Agierten Anleger früher aufgrund ihrer Unwissenheit oft ängstlich - manchmal sogar panisch -, scheinen sie die Risiken heute besser einschätzen zu können.“ Es gebe einen Trend, wonach aus Anlegerlaien immer öfter recht kundige Fachleute werden. „Dies führt zu einem deutlich selbstbewussteren Auftreten gegenüber ihren Finanz- und Anlageberatern“, berichtete der Manager weiter.
Für den Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Marc Tüngler, hat sich das Verhalten der privaten Investoren damit im Vergleich zur Jahrtausendwende vor dem großen Börsencrash grundlegend geändert. „Seinerzeit reagierte der Anleger häufig auf Trends und verstärkte sie durch sein eigenes Verhalten, wie der Neue Markt anschaulich gezeigt hat. Heute agiert er statt zu reagieren.“ Den Angaben zufolge haben von den 36 Millionen Haushalten hierzulande rund 14 Millionen mindestens ein Wertpapierdepot.
Für viele Aktienbesitzer dürfte sich das besonnene Kaufverhalten während der Talfahrt mittlerweile ausgezahlt haben. Denn schon diesen März durchbrach der Dax wieder die 7000er-Marke. Wer im Herbst 2011 mitten in der Griechenland- und Eurokrise trotz fallender Kurse Werte aus dem Index der 30 deutschen Börsenschwergewichte kaufte, hatte so im Schnitt rein rechnerisch den besten Zeitpunkt erwischt.