Privatpatienten: Höhere Beiträge drohen
Bis zu 2,9 Millionen Versicherte müssen Schätzungen zufolge ab 2018 mehr zahlen. Interner Tarifwechsel kann Problem lösen.
Düsseldorf. Anfang November ist es wieder soweit. Dann bekommen viele Privatpatienten hierzulande von ihren Versicherungen Post mit einer unerfreulichen Nachricht: die Beiträge steigen. Nach Auskunft des Verbandes der privaten Krankenversicherungen lässt sich noch nicht sagen, wie hoch die Zahl der Betroffenen sein wird. Auch die Unternehmen selbst halten sich bedeckt.
Ganz anders Nicola Ferrarese, Inhaber und Geschäftsführer der Firma Minerva Kundenrechte. Er schätzt, dass von den 8,8 Millionen Vollversicherten bis zu 2,9 Millionen mit höheren Beiträgen rechnen müssen. Begründung: Wegen der dauerhaft niedrigen Zinsen seien die Versicherer schon 2016 gezwungen gewesen, ihre Rückstellungen neu zu bewerten und dann die Tarife anzuheben. Erst in einem Drittel der Fälle sei das erfolgt, die restlichen beiden Drittel müssten jetzt folgen.
Ferrarese arbeitet als Versicherungsberater, der nur dann ein Honorar bekommt, wenn der Kunde tatsächlich weniger Geld zahlen muss. Seine Firma mit 16 Festangestellten wird vom unabhängigen Verbraucherportal Finanztip empfohlen. Minervas Erfolgshonorar fällt allerdings üppig aus: Das Münchner Unternehmen streicht 60 Prozent dessen ein, was der Kunde pro Jahr durch den Tarifwechsel bei seinem Krankenversicherer spart.
Grundsätzlich haben Privatpatienten das Recht, bei ihrem Versicherer kostenlos den Tarif zu wechseln. Oft lassen sich dadurch die Beiträge stabil halten oder sogar senken, ohne auf Leistungen zu verzichten.
Keine gute Idee ist es, wegen der Verärgerung über eine Beitragsanhebung oder aus anderen Gründen die Versicherung zu wechseln. Denn dann verlieren die Kunden einen erheblichen Teil ihrer Altersrückstellungen. Die werden gebildet, um im Alter die höheren Kosten für Behandlungen in Grenzen zu halten. Zudem wird beim Wechsel des Anbieters eine neue Gesundheitsprüfung fällig, was Risikozuschläge und den Ausschluss von Leistungen zur Folge haben kann.
Grundsätzlich ist eine private Krankenversicherung vor allem für junge und gesunde Gutverdiener interessant. Sie können sich für 250 Euro im Monat absichern. Vielen ist allerdings nicht klar, dass Kinder oder ein Ehepartner ohne eigenes Einkommen später nicht kostenfrei mitversichert sind. Dies ist nur in der gesetzlichen Krankenversicherung der Fall. Mit zunehmendem Alter steigen die Beiträge für Privatversicherte meist deutlich an. Ab 55 Jahren gibt es keinen Weg zurück in die gesetzliche Krankenversicherung.
Privatpatienten werden im Gesundheitssystem allerdings bevorzugt behandelt. In der Regel bekommen sie kurzfristig einen Termin beim Facharzt, sie müssen auch nicht so lange im Wartezimmer ausharren. Dass Mediziner Privatversicherte gerne sehen, hat ökonomische Gründe: Für die gleiche Behandlung bekommen sie von der Privatversicherung mehr Geld als von der gesetzlichen. Kritiker des Systems sagen, dass damit bedarfsgerechte Versorgung verhindert wird: Wo viele Privatversicherte wohnen, gibt es eine Überversorgung mit Ärzten, oft in den Städten. Wo Privatversicherte fehlen, gibt es zu wenige Ärzte, oft auf dem Land.