Rabattschlacht stumpft die Verbraucher ab
Schnäppchen und Aktionspreise garantieren keinen Kaufrausch mehr.
Nürnberg. Preisparadies Deutschland: In den Supermärkten und bei den Discountern gibt es so viele Sonderangebote und Verkaufsaktionen wie noch nie. Fast ein Fünftel der Umsätze bei den Gütern des täglichen Bedarfs — wie Nahrungsmittel und Körperpflegeprodukte — werden nach einer Untersuchung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) mittlerweile bei sogenannten „Promotions“ erzielt.
„Der Wettbewerb im Handel läuft noch immer vor allem über den Preis“, beschreibt GfK-Handelsexperte Wolfgang Adlwarth die Situation. Zusätzlich angeheizt würden die Preiskämpfe durch Markenartikler, die unter der sinkenden Kundenloyalität der Verbraucher litten.
Vor allem beim Sekt wird gerne an der Preisschraube gedreht, wie der Handelsexperte verrät. Über 50 Prozent der Umsätze entfallen hier auf Sonderangebote. Doch auch bei Waschmitteln oder Schokolade werde häufig der Rotstift benutzt. Doch wirklich ankurbeln können die vielen Sonderangebote die Nachfrage immer weniger. Die Wirkung von Promotionen werde im Schnitt geringer.
Die zusätzlichen Umsätze seien nicht mehr so hoch wie früher, beschreibt Adlwarth die Entwicklung. Für den Handelsexperten Matthias Queck vom Marktinformationsdienst Planet Retail ist das kein Wunder. „Sie müssen die Dosis immer ein bisschen erhöhen, sonst tritt schnell ein Gewöhnungseffekt ein, und die Wirkung verpufft“, beschreibt er das Problem der Händler.
Der Kunde höre auf, auf Vorrat zu kaufen, wenn er erst einmal daran gewöhnt sei, dass es alle paar Wochen Sonderaktionen gibt.
Doch spielen wohl auch noch andere Aspekte mit. So beobachten die Konsumforscher einen Bewusstseinswandel, der durch Berichte ausgelöst wurde, dass Privathaushalte in Deutschland pro Jahr fast sieben Millionen Tonnen Lebensmittel im Wert von fast 22 Milliarden Euro wegwerfen. Eine Umfrage der GfK ergab, dass inzwischen mehr als die Hälfte der Verbraucher Skrupel haben, Lebensmittel wegzuwerfen, und dass sie deshalb bewusst weniger einkaufen.
Und noch ein Faktor könnte eine Rolle spielen: „Die Schnäppchenfixierung nimmt ab“, berichtet Boris Hedde vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH). Verbraucher würden weniger auf den Preis und mehr auf die Qualität der Waren achten.