Raffineriebetreiber Petroplus ist pleite
Zug/Ingolstadt (dpa) - Der angeschlagene Raffineriebetreiber Petroplus steht vor dem Aus und treibt auch seinen deutschen Ableger in Ingolstadt in die Insolvenz. Dies teilte das hoch verschuldete Schweizer Unternehmen mit.
Danach seien die Verhandlungen mit den Kreditgebern gescheitert, man bereite ein Insolvenzverfahren vor. Die Petroplus-Aktie brach daraufhin um mehr als 80 Prozent ein. Das Unternehmen zählt sich zu den größten unabhängigen Raffineriekonzernen Europas.
Nachdem die Banken den Geldhahn abdrehten, ist das Unternehmen nach eigenen Angaben für Schulden und Anleihen in Höhe von 1,75 Milliarden Dollar (1,28 Milliarden Euro) zahlungsunfähig. Das Ziel müsse nun sein, alle Operationen sicher herunterzufahren und möglichst viel für die Aktionäre zu erhalten, teilte die Petroplus Holdings AG in Zug weiter mit.
Petroplus war Ende 2006 an die Börse gegangen. Danach expandierte das Unternehmen kräftig und kaufte in Europa Raffinerien zu. Hergestellt werden Dieselkraftstoffe, Heizöl, Benzin, Kerosin und andere Erdölprodukte. Zuletzt konnte das Unternehmen 667 000 Barrel Rohöl pro Tag verarbeiten, aber erhebliche Überkapazitäten drückten auf den Markt. Den Standort in Ingolstadt hatte das Unternehmen 2007 von ExxonMobil übernommen.
Für den Ingolstädter Betrieb läuft das Insolvenzverfahren bereits. Es sei am Dienstag beim Amtsgericht angemeldet worden, sagte die Sprecherin des einzigen deutschen Standortes der Nachrichtenagentur dpa. Petroplus hat neben der Raffinerie in Ingolstadt noch Produktionsstätten in Großbritannien, Belgien, Frankreich und der Schweiz.
Insgesamt hat Petroplus 2500 Beschäftigte, gut 300 sind es in Ingolstadt. In der bayerischen Raffinerie können täglich 110 000 Barrel Rohöl verarbeitet werden, im Jahr fünf Millionen Tonnen. Derzeit würden aber nur rund 60 Prozent der Kapazität abgerufen, Branchenkenner bezeichneten dies als Mindestauslastung, um die Raffinerie nicht runterfahren zu müssen.
Petroplus geriet Ende Dezember 2011 in massive Schwierigkeiten, nachdem Banken geplante Kredite in Höhe von einer Milliarde Dollar (730 Millionen Euro) eingefroren hatten und das Unternehmen kein Rohöl mehr kaufen konnte. Seitdem hatte Petroplus mit den Kreditinstituten verhandelt und auch den Verkauf der Raffinerie in Frankreich erwogen sowie den Verkauf der Anlagen in Belgien und in der Schweiz nicht ausgeschlossen.
An der Frankfurter Börse verlor die Petroplus-Aktie weiter an Boden und notierte zeitweise bei 0,198 Euro, mehr als 83 Prozent im Minus. Vor einem Jahr lag der Kurs noch bei 12 Euro, im Juli 2007 erreichte die Aktie mit 79 Euro den Höchststand der vergangenen fünf Jahre.