RBS-Chef beugt sich Druck und verzichtet auf Bonus
London (dpa) - Der Chef der zum größten Teil verstaatlichten Royal Bank of Scotland (RBS) hat sich dem Druck aus Politik und Öffentlichkeit gebeugt und auf seinen Millionenbonus verzichtet.
Stephen Hester werde die ihm zugesprochenen 963 000 Pfund (1,1 Mio Euro) nicht annehmen, teilte die Bank am späten Sonntagabend mit. Seiner Entscheidung war eine Diskussion vorausgegangen, ob der britische Staat als Hauptanteilseigner verhindern könnte und sollte, das der Bonus ausgezahlt wird.
Finanzminister George Osborne begrüßte die „vernünftige und willkommene“ Entscheidung. Sie verschaffe Hester Gelegenheit, sich um seine wirklich wichtige Aufgabe zu kümmern, „nämlich die Milliarden Pfund an Steuergeldern zurückzubekommen, die in die RBS gesteckt wurden“.
Auch der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Ed Milliband, lobte Hesters Entscheidung als „richtig“, kritisierte aber zugleich die Regierung unter dem konservativen Premier David Cameron in dieser Frage. Es sei eine Schande, dass ein „schwacher, realitätsferner David Cameron nicht begriffen hat, dass er das Richtige tun und sich für die Interessen des britischen Volkes einsetzen müsste“. Labour hatte angekündigt, gegen die Zahlung vorzugehen und eine Abstimmung im Parlament anzustoßen.
Cameron hatte betont, es sei Hesters persönliche Entscheidung, ob er das Geld annehme. Vorher hatte er angekündigt, gegen übertriebene Zahlungen an Vorstände einzutreten.
Hester sollte 3,6 Millionen RBS-Aktien als Bonusleistung erhalten, was derzeit etwa 963 000 Pfund entsprochen hätte. Im vergangenen Jahr hatte er einen Bonus in doppelter Höhe erhalten. Sein Grundgehalt beträgt 1,2 Millionen Pfund. Der Druck auf den RBS-Chef war über das Wochenende gewachsen, nachdem RBS-Aufsichtsratschef Philip Hampton seinen Bonus in Höhe von 1,4 Millionen Pfund abgelehnt hatte.
Die Bank hatte sich vor Amtsantritt Hesters mit der Übernahme der niederländischen ABN Amro verhoben. In den Jahren der Finanzkrise 2008 bis 2010 lief ein Verlust von 29 Milliarden Pfund auf, für die der britische Steuerzahler geradestehen musste. Heute befindet sich die Bank zu mehr als 80 Prozent in Staatsbesitz.