Regierung rechnet mit Job-Rekord

Berlin (dpa) - Die deutsche Wirtschaft kommt dank kauffreudiger Verbraucher in Schwung und steuert auf einen Beschäftigungsrekord zu.

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In ihrem neuen Jahreswirtschaftsbericht rechnet die schwarz-rote Bundesregierung für dieses Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,8 Prozent. Für 2015 wird ein Plus von 2,0 Prozent erwartet.

Getragen wird das Wachstum vor allem vom privaten Konsum und mehr Investitionen der Wirtschaft. Auch Konsumforscher sagen voraus, dass sich die Verbraucher nach Lohnsteigerung und Jobzuwachs in bester Kauflaune zeigen werden.

Nach zuletzt 0,4 Prozent zieht die Konjunktur damit wieder an. „Die deutsche Wirtschaft ist auf einen stabilen und breit angelegten Erholungskurs eingeschwenkt“, erklärte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Wachstumsmotor sei die Binnenwirtschaft. Aus der Wirtschaft kamen Warnungen vor neuen Investitionshemmnissen, Gewerkschaftsvertreter lobten dagegen den Bericht.

Von dem Aufschwung profitieren der Arbeitsmarkt sowie die Staats- und Sozialkassen. Die Zahl der Erwerbstätigen soll 2014 im Jahresdurchschnitt um 240 000 auf den Rekordwert von 42,1 Millionen klettern. Im nächsten Jahr lässt die Dynamik mit einem geringeren Job-Zuwachs etwas nach. Die Arbeitslosenquote soll 2014 leicht von 6,9 auf 6,8 Prozent fallen und sich im nächsten Jahr nicht ändern.

Die Bruttolöhne dürften dieses Jahr um 2,7 Prozent je Arbeitnehmer steigen. Gabriel verteidigte Lohnforderungen der Arbeitnehmerseite grundsätzlich. Es sei völlig normal, dass Gewerkschaften jetzt eine „Umverteilungskomponente“ zum Maßstab ihrer Forderungen in den Tarifverhandlungen machten: „Das ist auch absolut berechtigt.“

Auch die Wirtschaft wird aus Sicht der Regierung ihre bisherige Investitionszurückhaltung aufgeben. Die Ausgaben für neue Maschinen und Anlagen sollen um 4,0 Prozent steigen. Bei den Exporten wird wieder mit einem kräftigeren Plus von 4,1 Prozent gerechnet.

Unterm Strich werden die Importe mit 5,0 Prozent dieses Jahr aber stärker zulegen als die Ausfuhren. Der deutsche Leistungsbilanzüberschuss wird dadurch abgebaut. Kritiker monieren seit Jahren die schwache Binnenkonjunktur bei gleichzeitig hohen Ausfuhren, was globale Ungleichgewichte zusätzlich verschärfe.

IG-Metall-Chef Detlef Wetzel sprach von einer „historischen Zäsur“. Nach Jahrzehnten neoliberaler Deregulierung liege jetzt ein in Ansätzen verbessertes Konzept vor. Der Industrieverband BDI kritisierte, wirkliche Aufwärtsdynamik sehe anders aus.

„Die Regierung hat es in der Hand, ein höheres Wachstum zu ermöglichen“, erklärte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber. Dafür müsse sie die Unsicherheiten der Unternehmen bei Investitionen herausnehmen. Sein DIHK-Kollege Martin Wansleben ergänzte, die eher vorsichtige Prognose könne Zweckpessimismus sein. „Oder man plant bereits mit weiteren Belastungen für die Unternehmen.“

Deutschland steht nach wie vor besser da als andere Euro-Länder. Die Industrieproduktion im Euroraum sank 2013 gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozent, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat mitteilte. In der gesamten EU schrumpfte die Industrieproduktion um 0,5 Prozent, in Deutschland stagnierte sie.