Rösler nimmt Versprechen von Telekom-Firmen unter die Lupe
Berlin (dpa) - Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) nimmt die Leistungsversprechen der Internetanbieter ins Visier. Bieten die großen Anbieter tatsächlich die Leistung, die sie versprechen?
Sehr häufig stünden die versprochenen Bandbreiten der Telekom-Unternehmen dem Kunden gar nicht zur Verfügung, zitiert „Spiegel online“ aus einem Vermerk des Ministeriums. Ein Sprecher des Ministeriums bestätigte den Bericht: „Die Unternehmen stehen nun in der Pflicht, die Versorgung ihrer Kunden ihren vertraglichen Zusagen entsprechend zu verbessern.“ Und es ist dem Ministerium ernst: „Gegebenenfalls werden wir auch Vorgaben für die Unternehmen treffen müssen“, ergänzte er.
Dass die versprochene Bandbreitenleistung oft in deutlichem Widerspruch zu dem steht, was beim Kunden tatsächlich ankommt, hat im April auch die Bundesnetzagentur in einer Studie ermittelt, auf deren Ergebnisse sich das Wirtschaftsministerium bezieht. Über die tatsächlich verfügbare Bandbreite der Internetzugänge ließen fast alle Anbieter die Kunden im Unklaren, stellte die Behörde fest. Nur jeder fünfte Endkunde (19,5 Prozent) hat demnach die vertraglich vereinbarte Bandbreite gemessen. 69,2 Prozent erreichten nur die Hälfte der versprochenen „Bis zu“-Bandbreite, so das Fazit.
Besonders weit klaffen der Studie zufolge Wunsch und Wirklichkeit bei den schnellen LTE-Verbindungen auseinander, die die großen Telekommunikations-Unternehmen derzeit massiv bewerben. In der Bandbreitenklasse von 25 bis 50 Megabit pro Sekunde profitieren nur 1,6 Prozent der Kunden von der versprochenen Leistung, 23,3 Prozent können zumindest die halbe Übertragungsrate nutzen. Nur bei den unteren Breitbandklassen von 1 bis 2 Megabit pro Sekunden könnten DSL-Kunden auf die halbe (80,1 Prozent) oder sogar volle versprochene Übertragungsrate zugreifen.
Bei einem Treffen bei der Bundesnetzagentur im Juni solle es nun auch darum gehen, „ob und inwieweit die Qualitätskontrolle der Selbstregulierung überlassen wird“, heißt es in dem Bericht von „Spiegel online“. Die Bundesnetzagentur hatte ihre Studie im vergangenen Jahr nach zahlreichen Verbraucherbeschwerden gestartet. Viele Nutzer bemängelten, dass die Werbeversprechen der Unternehmen nicht eingehalten würden.
Die Bundesnetzagentur betont, dass mit knapp einer Viertelmillion ausgewerteter Messungen eine „äußerst umfangreiche Datenbasis“ zugrunde gelegen habe. Sowohl Messungen von den Kunden selbst als auch Ergebnisse von klassischen Messplattformen seien dafür herangezogen worden. Die Internet-Anbieter kritisierten jedoch methodische Schwächen der Studie.