Rösler will Neuen Markt wiederbeleben

Berlin/Frankfurt (dpa) - Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) will den nach Skandalen und Kurseinbrüchen vor zehn Jahren geschlossenen Neuen Markt wiederbeleben. Dazu führt das Ministerium nach eigenen Angaben seit einigen Monaten Gespräche mit der Deutschen Börse und Branchenverbänden.

Ziel sei es, die Finanzierung junger, innovativer Firmen (Startups) zu verbessern, sagte ein Sprecher von Rösler am Montag. Einen Zeitplan für ein mögliches neues Börsensegment gebe es aber nicht. Wichtig sei Rösler, dass sich Fehlentwicklungen wie beim Neuen Markt nicht wiederholten.

Auch ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums betonte, Chancen und Risiken müssten angesichts der Erfahrungen aus dem Neue-Markt-Crash gut abgewogen werden: „Da haben wir alle unsere Lektion mehr als reichlich gelernt.“ Die Deutsche Börse erklärte auf Anfrage, neu entstehende Marktsegmente würden genau beobachtet. Mit dem Segment „Entry Standard“ biete die Börse wachstumsbereiten und börsenreifen Unternehmen schon heute Zugang zum Kapitalmarkt: „Die Transparenzanforderungen sind in diesem Segment mit vertretbarem Aufwand auch für kleinere Unternehmen erfüllbar.“

Zielgruppe des „neuen“ Neuen Markts sollen laut Florian Nöll, Chef des Bundesverbands Deutsche Startups, institutionelle Investoren und nicht Privatanleger sein. „Wir wollen nicht die Fehler des Neuen Marktes wiederholen“, sagte Nöll dem „Handelsblatt“ (Montag). Er hoffe, dass das neue Börsensegment bereits Mitte 2014 starten könne. In Berlin gibt es inzwischen eine international beachtete Szene junger Internet-Firmen, die aber vor allem aus dem Ausland Wagniskapital bekommt.

Der Neue Markt, der von 1997 bis 2003 existierte, war Heimatstätte vieler Unternehmen der „New Economy“, als das Internet die gesamte Wirtschaft zu revolutionieren versprach. Die Kurse explodierten, obwohl manche dieser Unternehmen kaum Umsätze erzielten, geschweige denn Gewinne. Der Neue Markt löste ein Aktienfieber in der Bevölkerung aus. Nach mehreren Skandalen um falsche oder erfundene Geschäftszahlen und weltweiten Kurseinbrüchen platzte die „Dotcom“-Blase 2000/2001 jedoch. Viele Kleinanleger verloren einen Teil ihrer Ersparnisse, das Image des Börsensegments war ruiniert.