Rückendeckung für Mehdorn

Nach einem Krisentreffen spricht Klaus Wowereit dem Flughafen-Chef das Vertrauen aus. Eine Alternative hat er nicht.

Foto: Hannibal Hanschke

Berlin. Klaus Wowereit ist stocksauer. „Wenn Herr Mehdorn die Koffer gepackt haben will, dann sollten wir ihn davon nicht abhalten.“ Großer Applaus beim SPD-Landesparteitag. Es ist das Jahr 2005, Bahnchef Hartmut Mehdorn will die Konzernzentrale von Berlin nach Hamburg verlegen. Daraus wurde nichts, Mehdorn ist heute noch immer in Berlin — und ausgerechnet von seinem Geschick hängt nun die politische Zukunft des Regierenden Bürgermeisters ab.

Mehdorn soll den Hauptstadtflughafen BER fertig bauen, aber der Querkopf bringt vor allem die Verantwortlichen zur Weißglut. Doch Wowereit hat keine Wahl: Er muss Mehdorn die Treue halten. „Herr Mehdorn hat unser Vertrauen“, säuselt der Regierungschef. „Er ackert mit allen Kräften, dass tatsächlich dieses Projekt zum Erfolg geführt wird. Da sind wir auch sehr zufrieden und dankbar.“

Kaum zu glauben, dass im Rathaus gerade ein Krisentreffen zu Ende gegangen ist — ein Krisentreffen zu Mehdorn. Hatte doch der 71-Jährige wichtige Vorhaben auf der Baustelle kippen müssen und die Schuld daran den Flughafen-Eigentümern gegeben: Berlin, dem Bund und vor allem Brandenburg. Eine Rollbahnsanierung musste Mehdorn verschieben, den geplanten Testbetrieb in einem Seitenflügel des neuen Terminals absagen. Briefe wurden publik, in denen Mehdorn die Eigentümer vor einem Start des drittgrößten deutschen Flughafens nicht vor 2016 warnte. „Es ist immer nicht gut, wenn man in der Öffentlichkeit kommuniziert“, sagt Wowereit dazu nur. Und die Bauherren um Wowereit wissen, dass sie zu dem schwer zu bändigenden Manager keine Alternative haben. Das sieht sogar die Opposition ein und fordert nicht den Rauswurf. Aber weitere Verzögerungen kann sich Wowereit nicht leisten, schließlich will seine SPD 2016 wieder die Abgeordnetenhauswahl gewinnen. Die politische Hypothek Flughafen muss dann abgezahlt sein.

Und so geht Wowereit geradezu pfleglich mit Mehdorn um. Wann gibt es einen Zeitplan für die Eröffnung? „Wenn wir so weit sind.“ Wann ist klar, wie teuer der Flughafen wirklich wird? „Zahlen sollte man erörtern, wenn sie auf dem Tisch liegen.“ Wowereit und Mehdorn — einst haben sie sich bekämpft. Die vertrackte Flughafen-Baustelle hat sie zur Zweckgemeinschaft verdammt.