Rückrufe verhageln auch Ford die Bilanz
Dearborn (dpa) - Nach General Motors schlagen auch beim Rivalen Ford die Kosten für Rückrufe ins Kontor.
Unter anderem wegen Aufwendungen für Gewährleistungsfälle musste der zweitgrößte US-Autobauer im Auftaktquartal einen Gewinneinbruch um 39 Prozent auf unterm Strich 989 Millionen Dollar (714 Mio Euro) hinnehmen.
Der harte Winter in Nordamerika sowie ein Währungsverfall in Südamerika forderten ebenfalls ihren Tribut, wie das Unternehmen am Freitag am Sitz in Dearborn nahe Detroit mitteilte.
Dagegen entspannte sich die Lage im Europageschäft weiter. Dank eines Sparprogramms und anziehenden Verkäufen halbierte sich der Verlust vor Steuern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 194 Millionen Dollar.
Der Konzern geht auch für das Gesamtjahr davon aus, dass das Minus zurückgeht. Ford geht weiterhin davon aus, 2015 in Europa wieder profitabel zu sein.
Ford und General Motors hatten mit harten Einschnitten auf die zwischenzeitlich eingebrochenen Autoverkäufe in Europa reagiert.
Während bei der GM-Tochter Opel das Werk Bochum geschlossen wird, machte Ford gleich drei Fabriken in Großbritannien und Belgien dicht, was insgesamt 6200 Jobs kostet. So sollen Überkapazitäten abgebaut und die Produktionskosten gesenkt werden.
Gleichzeitig steigen die Verkäufe mittlerweile wieder: Ford wurde in Europa 367 000 Fahrzeuge los, ein Plus von 37 000 Stück.
Auch der Absatz in Asien legte kräftig zu, während es in den anderen Teilen der Welt herunterging. Der Konzernumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch leicht auf 35,9 Milliarden Dollar.
Der Hauptmarkt von Ford liegt in Nordamerika. Dort kommt es auch zu den großen Rückrufen, wobei diese bei Ford weit weniger dramatische Ausmaßen annehmen als bei General Motors.
Der Rivale muss sich den Vorwurf anhören, einen Mangel an Zündschlössern ein Jahrzehnt lang ignoriert zu haben. Weil Wagen bei voller Fahrt ausgingen, kam es zu Unfällen mit mindestens 13 Toten. GM hat eine Serie von Rückrufen eingeleitet, um den Ruf zu retten. Durch die Kosten schrammte die Opel-Mutter nur knapp an roten Zahlen vorbei.
Großes Thema bei Ford ist eher der erwartete Chefwechsel. US-Medien hatten jüngst unter Berufung auf eingeweihte Personen berichtet, dass der fürs Tagesgeschäft zuständige Manager Mark Fields die Nachfolge von Alan Mulally antreten soll. Der 68-jährige Mulally will nach früheren Plänen mindestens noch dieses Jahr an der Konzernspitze bleiben. In einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte er nur knapp, es gebe „keine Planänderung“.
Mulally führt Ford seit 2006. Der ehemalige Boeing-Manager sanierte den Traditionshersteller und bewahrte ihn damit vor dem Schicksal der Konkurrenten General Motors und Chrysler, die 2009 während der Wirtschaftskrise vom US-Steuerzahler gerettet werden mussten.