Russischer Investor steigt beim Nürburgring ein
Nürburg (dpa) - Der russische Investor Viktor Charitonin kauft sich beim insolventen Nürburgring ein. Er sei an der Firma NR Holding beteiligt, die die Mehrheit an der Besitzgesellschaft übernommen habe, teilten die Nürburgring-Sanierer mit.
Sie sprachen von einem finanzstarken und langfristigen Partner. Damit kann die Formel 1 auch wie geplant den Großen Preis von Deutschland 2015 auf der Traditionsstrecke austragen.
An diesem Freitag wäre eine zweite Kaufpreisrate von fünf Millionen Euro für die legendäre Eifel-Rennstrecke fällig geworden, die der neue Anteilseigner aber bereits bezahlt habe - auch Geld für eine Rate im Dezember sei schon geflossen. „Dies ist ein positives Signal für Veranstalter, Kunden und Mitarbeiter“, sagte der Sprecher der Sanierer, Pietro Nuvoloni.
Der Ring war im März für 77 Millionen Euro an die Capricorn Nürburgring Besitzgesellschaft (CNBG) gegangen, an der Wild bis vor kurzem zwei Drittel der Anteile hielt. Er hatte sie auf einen Treuhänder übertragen, nun sind sie auf die NR Holding übergegangen. Das übrige Drittel hält weiter die Motorsportfirma Getspeed. Bis vor kurzem war offen, ob Wild die Rate zahlen kann. Es gab Spekulationen über Zahlungsschwierigkeiten. Sie waren nach Ansicht von Wild vor allem durch Medienberichte entstanden.
Der Capricorn-Chef hatte unter anderem eine Gemäldesammlung doppelt beliehen. Ring-Sachwalter Jens Lieser hatte deshalb vor einigen Wochen davon gesprochen, dass das Vertrauensverhältnis beeinträchtigt sei. Wenn die aktuelle Rate nicht gezahlt worden wäre, hätte der gesamte Kaufvertrag platzen können. Schlimmstenfalls hätte eine Stilllegung des Nürburgrings gedroht. Nun wechselt nur ein Gesellschafter. Die Rennen am Ring und andere Veranstaltungen sollen davon nicht betroffen sein. Die Rennstrecke, auf der auch die Formel 1 ihre Runden dreht, lockt seit 1927 Motorsportfans und Touristen an.
Der Nürburgring hat turbulente Jahre hinter sich. Die frühere SPD-Alleinregierung unter dem damaligen Ministerpräsident Kurt Beck hatte am Ring vor einigen Jahren einen zu großen Freizeitpark bauen lassen. Bis zu einer halben Milliarde Euro Steuergeld gilt deshalb als verloren. Der Versuch der Privatfinanzierung scheiterte 2009, weshalb der rheinland-pfälzische Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) zurücktrat. Ein Schweizer Geschäftsmann hatte zuvor einen angeblichen US-Investor in Aussicht gestellt, dessen Scheck sich als ungedeckt herausstellte. Das Landgericht Koblenz verurteilte Deubel im April 2014 wegen Untreue zu dreieinhalb Jahren Haft, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.