RWE gibt in der Krise keine Mindest-Dividende

Essen (dpa) - Der in die Krise geratene Energiekonzern RWE will seine Dividende künftig stärker am wirtschaftlichen Erfolg ausrichten. Das erklärte Firmenchef Peter Terium.

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Eine Mindestdividende werde es nicht geben. Vor allem die Ruhrgebietskommunen als mächtigste Aktionärsgruppe hatten das gefordert. Sie brauchen das Geld für ihre oft klammen Haushalte. 2013 hatte RWE trotz Milliardenverlusten einen Euro Dividende pro Aktie gezahlt - Geld, das aus der Substanz kam und RWE für Zukunftsinvestitionen und den Schuldenabbau fehlte. Die Aktie gab nach der Mitteilung um mehr als drei Prozent nach.

Ab dem Geschäftsjahr 2015 werde sich der Dividendenvorschlag an den operativen Mittelzuflüssen, der Verschuldungssituation und der Ertragslage orientieren und auch Investitionschancen berücksichtigen, teilte der Konzern am Freitag mit. Bisher wird die Dividende allein nach dem um Sonderposten bereinigten nachhaltigen Nettoergebnis berechnet. 2014 soll dieser Wert nach den Unternehmensplanungen noch einmal von 2,3 Milliarden auf 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro schrumpfen. Der Beschluss bedeute keine Festlegung, auch für 2014 einen Euro pro Aktie zu zahlen, sagte eine Sprecherin.

Angesichts massiv eingebrochener Gewinne aus der Stromerzeugung muss RWE über mögliche weitere Einsparungen nachdenken. Allein im zu Ende gehenden Jahr hatte der Konzern rund 3600 Vollzeitstellen sozialverträglich abgebaut. Die Gewerkschaft fordert eine Zusicherung von der Konzernspitze, auch weiterhin bis mindestens Ende 2018 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Das hat RWE bisher aber verweigert.

Die am Dienstag (16.12.) beginnenden Tarifgespräche dürften vor diesem Hintergrund schwierig werden. Dabei fordert die Gewerkschaft Verdi neben der Verlängerung des Kündigungsschutzes 4,5 Prozent mehr Geld. Parallel gibt es Verhandlungen mit der Gewerkschaft IG BCE. Bei RWE gibt es - ohne die Öl- und Gastochter Dea - zum Jahresende 2014 noch rund 61 300 Vollzeitstellen.

Ein weiteres Problemfeld ist der fest eingeplante Dea-Verkauf, der gut fünf Milliarden Euro einbringen soll. Weil eine Investorengruppe um den russischen Oligarchen Michail Fridman Dea übernehmen will, gibt es vor dem Hintergrund der Ukrainekrise Widerstand aus London gegen das Geschäft. Die Zeit für einen Abschluss drängt aber, da der Ölpreis dramatisch fällt und RWE Sorge haben muss, dass der Käufer wieder abspringen könnte. In der Branche wird spekuliert, dass möglicherweise der britische Teil von Dea abgespalten werden könnte. Das würde die Einnahmen um rund ein Fünftel verringern.

Der große RWE-Konkurrent Eon hatte Anfang Dezember radikale Aufspaltungspläne bekanntgegeben: Die Düsseldorfer trennen das unter wirtschaftlichen Druck geratene Erzeugungsgeschäft mit Kohle, Gas und Atomkraft in eine neue Gesellschaft ab. Einen solchen Rundumschlag plant RWE aber nicht. „Wir wollen unseren Konzern weiterhin entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufstellen“, hatte eine RWE-Sprecherin Anfang Dezember dazu gesagt. RWE wolle aber die einzelnen Geschäftsteile von der Energieerzeugung bis zum Vertrieb verbessern und deren Profitabilität erhöhen.