RWE und Eon vor Rückzug aus Urangeschäft?
Düsseldorf (dpa). Die deutschen Energieriesen RWE und Eon erwägen offensichtlich, sich aus dem Geschäft mit der Urananreicherung zurückzuziehen. Das war am Mittwoch in Branchenkreisen zu erfahren.
Zuvor hatten mehrere Medien über entsprechende Überlegungen berichtet. RWE und Eon wollten die Berichte auf Anfrage nicht kommentieren. Die beiden Konzerne halten zusammengerechnet ein Drittel der internationalen Urenco-Gruppe. Der Rest der Anteile liegt beim britischen und beim niederländischen Staat.
Urenco hat vier Standorte in Großbritannien, den Niederlanden, den USA und der Bundesrepublik. In Deutschland betreibt das Unternehmen eine Anreicherungsanlage im westfälischen Gronau. Die Beteiligung der Deutschen bezieht sich auf die gesamte Gruppe. Auch das zuständige NRW-Wirtschaftsministerium wollte sich nicht zu den Berichten äußern.
Aus Sicht des Ministeriums würde sich aber nichts ändern, falls es zu einer Veränderung der Eigentümerstruktur kommen sollte. „Wir würden jedem neuen Betreiber mitteilen, dass für ihn dieselben aufsichtsrechtlichen Bestimmungen gelten“, sagte ein Sprecher.
Die Anlage in Gronau ist die einzige Uranfabrik in Deutschland. Jedoch ist Urenco vom deutschen Atomausstieg zunächst kaum tangiert. Das von der Gruppe verarbeitete Uran geht zu 97 Prozent nicht nach Deutschland. Zum Kundenstamm zählen Energieversorger in aller Welt. AKW-Betreiber liefern Natur-Uran an. Dann wird mit Zentrifugen der Anteil am spaltbaren Uran 235 erhöht. Urenco ist hochprofitabel. Der Geschäftsbericht weist für das Jahr 2010 einen Umsatz von knapp 1,3 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 387 Millionen Euro aus.
Wegen mehrerer meldepflichtiger Ereignisse ist die Anlage in Gronau im Visier von Atomgegnern. Kritiker laufen auch gegen ein Uranoxid-Lager Sturm, das Urenco bis Ende 2012 dort errichten will.