Sanftere Töne Ryanair: Keine Flugzeugverlegungen nach einem Pilotenstreik
Frankfurt/Dublin (dpa) - Angesichts eines europaweiten Tarifkonflikts mit den Piloten schlägt der Billigflieger Ryanair sanftere Töne an.
Es sei im Fall eines Arbeitskampfes nicht geplant, Flugzeuge aus dem deutschen Markt in andere Länder zu verlegen, sagte Marketing-Chef Kenny Jacobs der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.
„Wir wollen das Wachstum in Deutschland fortsetzen, wir wollen weiterhin neue Jobs schaffen und sicher keine Jobs streichen“, erklärte der Manager. Er forderte die Pilotengewerkschaft VC auf, Streiks früher anzukündigen, um die Folgen für Passagiere zu mindern.
Die deutsche Situation unterscheide sich grundsätzlich von der irischen, meinte das Vorstandsmitglied des größten Billigfliegers Europas. In ihrem Heimatland hatte Ryanair nach drei Streiktagen der dortigen Gewerkschaft angekündigt, sechs Maschinen oder 20 Prozent der Flotte samt 300 Arbeitsplätzen nach Polen zu verlegen.
Jacobs verteidigte den Schritt als kommerziell notwendig. Die Streiks der Iren hätten den dortigen Markt zerstört. „Ryanair wird immer die wirtschaftliche Entscheidung treffen, Flugzeuge von einem sich schwach entwickelnden Markt in einen sich stark entwickelnden Markt zu verlegen.“
Das Unternehmen will die von der deutschen Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) für den kommenden Montag (6.8.) gesetzte Frist offenbar verstreichen lassen. Man arbeite an einem neuen Vorschlag für einen Tarifvertrag, welcher der VC bis spätestens Mittwoch (8. August) zugehen werde, sagte Jacobs. Schon am Dienstag könne man wieder verhandeln. „Wir sehen gute Fortschritte in den Gesprächen mit der VC. Wir werden zu einem Tarifabschluss kommen“, sagte er.
Die VC hat nach einer erfolgreichen Urabstimmung für Mittwoch eine Pressekonferenz angekündigt, auf der weitere nationale Maßnahmen in dem europaweit geführten Arbeitskampf bekannt gegeben werden sollen. Die Piloten in Belgien und Schweden kündigten bereits an diesem Mittwoch Streiks für Freitag kommender Woche an (10. August). „Es sieht so aus, als ob sie (die VC) streiken wollten. Wir hoffen, dass das noch vermieden werden kann“, sagte Jacobs.
Die unweigerliche Folge seien Flugabsagen. Für die Auswirkungen auf die Passagiere komme es sehr darauf an, wie viel Vorlauf die Gewerkschaft gebe. Jacobs forderte die VC auf, einen Streik deutlich früher als die bislang zugesagten 24 Stunden vorher anzukündigen. „Eine 24 Stunden-Vorwarnung für einen Streik im August ist extrem störend für die Kunden im wichtigsten Urlaubsmonat des Jahres.“
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der bisherigen Streiks seien noch gering, meinte Jacobs. Die Airline erstatte Tickets und buche betroffene Fluggäste auf andere Flüge um, deren Sitze sonst noch teuer hätten verkauft werden können. Auch gebe es wegen der Unsicherheiten bei einigen Konsumenten Vorbehalte, Ryanair zu buchen. Entschädigungen zusätzlich zu den Ticketerstattungen und Umbuchungen lehnt das Unternehmen aber weiterhin ab, weil es die Streiks nicht verhindern könne. „Dieser Streik ist nicht in unserem Verantwortungsbereich. Wenn er das wäre, gebe es keinen Streik.“
Europas größter Billigflieger fliegt in Deutschland 19 Flughäfen an, von denen 10 als Heimatbasen für einzelne Jets dienen. Das sind unter anderem Frankfurt, Berlin-Schönefeld, Hahn und Weeze. Die etwa 400 in Deutschland stationierten Piloten machen rund ein Zehntel der gesamten Pilotenschaft aus. Ein erster Warnstreik der VC hatte kurz vor Weihnachten 2017 nicht zu Flugausfällen geführt.