Siemens erwartet weiter Wachstum

Shanghai (dpa) - Der Elektrokonzern Siemens muss sich stärker anstrengen, um seine Wachstumsziele zu erreichen. „Der Rückenwind der Krisenerholung ist nun wohl vorbei“, sagte Siemens-Finanzchef Joe Kaeser am Dienstag vor Analysten in Shanghai.

Für das zu Ende gehende dritte Geschäftsquartal rechnet der Konzern aber mit weiterem Wachstum bei Auftragseingang und Umsatz. Der Gewinn aus fortgeführtem Geschäft dürfte - bereinigt um die Zahlung von rund 650 Millionen Euro an den Atomkonzern Areva - leicht über den 1,4 Milliarden Euro aus dem Vorjahr liegen.

Konzernchef Peter Löscher hatte bereits im Mai gesagt, es sei mit einer Abschwächung des Wachstums zu rechnen. Für das Geschäftsjahr 2010/11 (Ende September) hatte Löscher die Gewinnprognose auf „mindestens 7,5 Milliarden Euro“ angehoben. Das wäre ein Sprung von 75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz soll im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen.

„Unsere Wachstumsvorstellungen haben sich auch im dritten Quartal bestätigt“, sagte Kaeser nun. Gerade der Auftragseingang dürfte durch den Großauftrag der Bahn für den neuen Fernzug ICx höher ausfallen als ein Jahr zuvor. Im starken zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres hatte Siemens einen Auftragseingang von 20,7 Milliarden Euro verzeichnet - diesen Wert will der Konzern im dritten Quartal noch einmal übertreffen. Der Umsatz soll über den 17,4 Milliarden Euro aus dem Vorjahr, aber auf dem Niveau des Vorquartals in Höhe von rund 17,7 Milliarden Euro herauskommen.

An der Börse kamen die Aussagen dagegen nicht gut an. Die Aktie verlor bis zum Nachmittag über drei Prozent auf 89,87 Euro und verzeichnete zum Handelsschluss ein Minus von fast 2 Prozent auf 91,00 Euro. Ein Analyst monierte den Auftragseingang. Dieser liege, ebenso wie der Umsatz, unter seinen Schätzungen.

Für den Ertrag dürften die überwiegend guten Geschäfte im Industrie- und Energiesektor sorgen, während die Gesundheitssparte in Teilen weiter unter dem Wettbewerb leidet. Bei den Prognosen klammert Siemens die IT-Sparte und die Lichtsparte Osram aus, die als nicht fortgeführte Geschäfte erfasst werden. Osram soll im Herbst an die Börse gehen. Die Zahlen für das dritte Geschäftsquartal (Ende Juni) will Siemens am 28. Juli veröffentlichen.

Wachstumschancen sieht Siemens für sich vor allem in den Schwellenländern. Also wirtschaftlich aufstrebenden Nationen, wie China, Indien, Brasilien oder Russland. Neben diesen Ländern will Siemens in den kommenden fünf Jahren auch in Chile, Indonesien, Mexiko oder der Türkei in seinen Geschäften schneller wachsen als der jeweilige Markt - also seinen Konkurrenten Marktanteile abjagen. Der Konzern betont bereits seit geraumer Zeit, wie wichtig die wachsende Nachfrage aus den Schwellenländern für das Geschäft ist.