So viele freie Stellen wie selten
Nürnberg (dpa) - Selten zuvor sind die Jobchancen für Arbeitslose in Deutschland so gut gewesen wie in diesem September. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) vom Dienstag stieg die Zahl der offenen Stellen in dem Monat auf ein Rekordhoch.
Sie verweist dabei auf ihren Stellenindex BA-X, der zum Herbstbeginn mit 195 Punkten auf den höchsten Wert seit Bestehen des Indikators stieg. Er lag damit 1 Punkt höher als im Vormonat und 24 Punkte über dem Vorjahresniveau. Die absolute Zahl der offenen Stellen will die Bundesagentur mit der Bekanntgabe der September-Arbeitslosenzahlen am Mittwoch veröffentlichen.
„Die gute wirtschaftliche Lage in Deutschland führt zu einem großen Bedarf an Arbeitskräften“, erklärte die BA in einer Mitteilung. Darüber hinaus sorge die gute Arbeitsmarktlage dafür, dass mehr Beschäftigte als in Krisenzeiten die Jobs wechselten. Dadurch gebe es nicht nur mehr unbesetzte Jobs, die Unternehmen bräuchten zudem mehr Zeit sie neu zu besetzen.
Dennoch gehen nach Prognosen von Experten die Zeiten stagnierender oder sogar sinkender Arbeitslosigkeit in Deutschland zu Ende. Zwar zeichne sich bis zum Jahresende noch eine stabile Arbeitsmarktlage ab. Für das kommende Jahr rechnen die meisten von der Deutschen Presse-Agentur befragten Volkswirte aber mit leicht steigenden Arbeitslosenzahlen. Die Fachleute führen dies vor allem auf den starken Zustrom von Flüchtlingen zurück. Auch der Abgas-Skandal könnte den Arbeitsmarkt treffen, meinen einzelne Volkswirte.
In der Summe hat das die meisten Volkswirte der großen deutschen Geldhäuser dazu bewogen, ihre Arbeitsmarktprognosen für 2015 zu korrigieren. Statt mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit von
100 000 bis 110 000 erwarten einige im Schnitt nur noch einen Rückgang von rund 90 000 im Vergleich zu 2014. Für 2016 veranschlagen sie einen Anstieg der Erwerbslosenzahlen zwischen 70 000 und 100 000.
Für den September erwarten die befragten Volkswirte allerdings saisonbedingt einen stärkeren Rückgang der Arbeitslosigkeit. Mit rund 2,7 Millionen Jobsuchern werde sie um rund 100 000 unter dem Vormonatsniveau liegen, schätzen sie. Dies wären 110 000 weniger als vor einem Jahr. Der starke Rückgang ist nach ihrer Einschätzung vor allem auf den Herbstaufschwung zurückzuführen. Nach den Sommerferien stellten viele Firmen wieder verstärkt Arbeitskräfte ein.