Solar-Energie: Dem Wüstenstrom-Projekt geht die Puste aus

Der Rückhalt für Strom-Initiative schwindet. Große deutsche Firmen ziehen sich zurück.

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München. Die Euphorie um die ehrgeizigen Wüstenstrom-Pläne deutscher Konzerne ist verflogen. Nach heftigem Streit mit den Ideengebern im vergangenen Jahr kommen die Hiobsbotschaften jetzt in Serie: Gleich drei deutsche Unterstützer haben der Desertec-Industrieinitiative Dii den Rücken gekehrt oder ihren Abschied angekündigt.

Das Milliarden-Projekt steht damit wieder einmal vor der Zerreißprobe, auch wenn sich die Verantwortlichen derzeit noch in Zuversicht üben.

Dabei klang die Vision bei der Vorstellung vor rund fünf Jahren verlockend: Mit sauberem Strom aus Wüstensonne und Wind sollten Nordafrika und der Mittlere Osten versorgt und auch ein Teil der Energieprobleme Europas gelöst werden. Von rund 400 Milliarden Euro an Investitionen war die Rede — das zog bei vielen deutschen Unternehmen, darunter Schwergewichte wie Siemens, Bosch und Eon.

Mit den Ideengebern der Wüstenstrom-Stiftung Desertec taten sie sich zur Industrieinitiative Dii zusammen, um Chancen und mögliche Standorte für Projekte in der Mena-Region auszuloten. Doch im vergangenen Sommer zerbrach die Zusammenarbeit zwischen Stiftung und Industrieinitiative an „unüberbrückbaren Meinungsverschiedenheiten“, wie es hieß. Und schon damals stellte sich die Zukunftsfrage für das einst mit großem Brimborium verkündete Projekt.

Wie lange die Puste bei Dii noch reicht, bleibt abzuwarten. Denn mit jedem ausscheidenden Gesellschafter verliert die Initiative auch finanziell weiter an Boden.

So schrumpft das Budget allein durch den Abgang der beiden Gesellschafter Eon und HSH Nordbank um insgesamt 260 000 Euro. Um neue Mitstreiter zu gewinnen — Interesse haben die derzeit Verantwortlichen vor allem in Asien, sowie in einigen arabischen und europäischen Ländern ausgemacht — sind jetzt auch niedrigere Beiträge geplant, wie Dii-Geschäftsführer Paul van Son dem „Handelsblatt“ sagte: „Die Jahresbeiträge reichen jetzt je nach Mitgliedschaft von 125 000 bis 5000 Euro.“ Zuvor waren pro Jahr mindestens 75 000 Euro fällig.