Solarworld: „Strahlemann“ Asbeck nimmt erste Hürde

Bonn (dpa) - „Das wird eine sonnige Woche. Kein Einfluss von Regen“, sagte Strahlemann Frank Asbeck am Montagmorgen vor dem Bonner Wasserwerk und lächelte in eine Kamera.

Der Chef des schwer angeschlagenen Solarmodulherstellers Solarworld strotzte vor Optimismus. Schließlich konnte er am Montag die erste Hürde für sein Rettungskonzept nehmen.

Die Investoren einer 150-Millionen-Euro-Anleihe stimmten zu, 55 Prozent ihres Geldes gegen neue Aktien einzutauschen. Sie gingen damit nach Expertenansicht eine unsichere Wette auf die Zukunft ein. Denn der Weg zur Rettung für den letzten großen Solarhersteller in Deutschland ist noch weit.

Selbst wenn am Dienstag auch die Gläubiger einer zweiten Anleihe dem Schnitt zustimmen und außerdem die Aktionäre am Mittwoch die 95-prozentige Abwertung ihrer Solarworld-Depots mitmachen, ist das Unternehmen nur einen Teil der Lasten los. Knapp 427 Millionen Schulden bleiben nach dem Schnitt stehen. Sie sollen in mehreren Schritten nach dem Willen des Chefs und Solarworld-Gründers schon sehr bald in den kommenden Jahren zurückgezahlt werden.

Solarworld muss also schnell wieder Geld verdienen - doch bisher stecken die Bonner tief in den roten Zahlen. Allein 2012 betrug der Verlust knapp 480 Millionen Euro.

Mit dem Schnitt für die Solarworldaktien um 95 Prozent würden die Aktionäre, die sich einst um das Papier gerissen hatten, nahezu einen Totalverlust erleiden. „Insolvenz light“, nannte das ein Analyst. Dennoch wird die Zustimmung auch in der außerordentlichen Hauptversammlung erwartet. Eine Insolvenz sei die noch schlechtere Alternative, sagte ein Aktionärsschützer. Der Aktienkurs ist seit geraumer Zeit tief im Keller, durch die positive Nachricht vom Montag stieg er auf zeitweise 0,67 Euro.

Asbeck ist fest davon überzeugt, nach dem Schulden- und Kapitalschnitt die Wende erreichen zu können. Doch das Unternehmen steckt weiter in einer Zwickmühle aus Förderkürzungen an den europäischen Heimatmärkten und unvermindert scharfer Konkurrenz aus Fernost.

Solaranlagen mit rund 35 000 Megawatt Kapazität sind inzwischen in Deutschland installiert. An Sonnentagen wie diesem Montag könnten die Module theoretisch den halben Strombedarf Deutschlands liefern. Doch leider scheint die Sonne generell gesehen viel zu selten: Real deckten die Anlagen 2012 nur gut fünf Prozent des bundesdeutschen Stromverbrauchs. Zugleich verschlingt der Solarstrom im laufenden Jahr rund zehn Milliarden Euro EEG-Umlage. Weil der Zubau - wenn auch leicht reduziert - weiter über der Planung liegt, fährt die Bundesnetzagentur konstant die Förderung herunter. Sie lag in der Spitze mal bei 50 Cent pro Kilowattstunde, in diesem Herbst fällt sie für einige Anlagen erstmals unter 10 Cent.

Die Konkurrenz aus China sitzt Solarworld auch nach dem Kompromiss auf EU-Ebene mit den Asiaten hart im Nacken. Ende Juli hatten sich beide Seiten auf einen Mindestpreis von 56 Cent pro Watt für
Solarimporte nach Europa geeinigt. Die europäische Solarindustrie will dagegen klagen. Sie hält den Preis für nicht auskömmlich und sieht in dem ganzen Kompromiss ein Einknicken der EU-Politik. Ob eine Korrektur nach oben noch gelingt, ist derzeit offen. Die Spanne bis zu schwarzen Zahlen für Solarworld ist jedenfalls groß. Deutliche Gewinne seien für die Bonner erst ab 65 bis 75 Cent möglich, schätzen Insider.

Mit besonderer Spannung verfolgen die Ost-Bundesländer den Überlebenskampf von Solarworld. Hier gab es die größten Hoffnungen auf die Solarbranche als vermeintliches neues industrielles Zugpferd, aber auch schon die herbsten Enttäuschungen. Im sächsischen Freiberg liegt der Solarworld-Hauptproduktionstandort mit insgesamt rund 1400 Jobs. Stellenabbau und Kurzarbeit haben die Freiberger Solarworld-Beschäftigten schon erlebt. Dass nicht Schlimmeres folgt, ist keineswegs sicher. Wettermäßig jedenfalls drohen ab Mitte der Woche in Deutschland Gewitter, Starkregen und das Ende des Sonnenscheins.