Sonderabschreibungen drücken Bayer-Gewinn

Leverkusen (dpa) - Der neue Bayer-Chef Dekkers drückt dem Konzern einen eigenen Stempel auf: Die Traditionsmarke Schering ist Geschichte, ein Sparpaket mit Stellenabbau soll Bayer zukunftssicher machen.

Doch Sonderlasten drücken erst einmal den Gewinn.

Rund fünf Jahre nach dem spektakulären Schering-Erwerb zieht Bayer mit einer hohen Abschreibung auf die Marke einen Schlussstrich unter den bislang teuersten Firmenkauf. Diese außerplanmäßige Abschreibung von 400 Millionen Euro und weitere Sonderposten für Rechtsfälle schmälerten dabei 2010 deutlich die Gewinne des Unternehmens. „Wir haben entschieden, nur mit dem Namen Bayer nach vorne zu gehen“, begründete der Vorstandschef Marijn Dekkers am Montag bei der Bilanzvorlage in Leverkusen den Schritt. Bayer stehe aber weiterhin zum Standort Berlin.

So schrumpfte der Konzernüberschuss im vergangenen Jahr um 4,3 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Operativ befinde sich Bayer aber auf Kurs, betonte Dekkers, der seine erste Bilanz als Vorstandschef des Chemie- und Pharmakonzerns präsentierte. Der Manager hatte im Oktober vergangenen Jahres die Nachfolge von Werner Wenning angetreten. Beim Umsatz zeigte sich Bayer in Bestform: Mit insgesamt 35,1 Milliarden Euro erzielte das Unternehmen den höchsten Wert in der Firmengeschichte. In diesem Jahr peilt das Unternehmen ein weiteres Plus zwischen 4 und 6 Prozent an.

Dekkers sprach trotz der Belastungen von einem insgesamt guten Geschäftsverlauf. Vor allem die Chemiesparte MaterialScience gewann 2010 zur früheren Stärke zurück und kurbelte die Geschäfte an. Die beiden Teilkonzerne Gesundheit und Pflanzenschutz, auf die zwei Drittel des gesamten Bayer-Umsatzes entfallen, schwächelten dagegen. Die rückläufige Entwicklung der Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen und vor Sondereinflüssen begründete Dekkers unter anderem mit dem starken Wettbewerb durch Nachahmerprodukte und ungünstige Witterungsbedingungen.

Die Umsetzung des bereits angekündigten Sparpakets verläuft Dekkers zufolge planmäßig. Mit dem Betriebsrat sei eine Vereinbarung über einen sozialverträglichen Stellenabbau erzielt worden. Weltweit stehen 4500 Arbeitsplätze bis 2012 auf Dekkers Streichliste. Davon 1700 in Deutschland. Ab 2013 sollen jährlich 800 Millionen Euro eingespart werden.

Eine Großakquisition und der Verkauf der Kunststoffsparte ist für Dekkers derzeit kein Thema. Er schloss einen solchen Schritt zwar nicht grundsätzlich aus, sprach aber von einer hypothetischen Frage: „Alle drei Bayer-Sparten sind sehr attraktiv und wir sind sehr glücklich damit“, betonte Dekkers. Bayer habe keine Pläne, wenn aber etwas zum Verkauf stünde, „schauen wir uns das genau an“. Dekkers hatte in den vergangenen Wochen selbst neue Spekulationen entfacht, als er in Interviews davon sprach, dass Bayer bei einer möglichen Großakquisition auch einen Verkauf der Kunststoffsparte in Erwägung ziehen könnte. Dies sei eine „extreme Position“.

Nahezu unbeeindruckt von den Bilanzzahlen blieb unterdessen die Börse. Mit 54,76 Euro lag die Bayer-Aktie am Mittag nur ganz leicht im Minus. Bayer hatte Ende vergangener Woche bereits mitgeteilt, die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr um 0,10 Euro auf 1,50 Euro aufzustocken. Über diesen Vorschlag wird die Hauptversammlung endgültig entscheiden.