Sorgen um Konjunktur: Börsen und Euro rutschen ab

Frankfurt/Main (dpa) - Die Sorge um die Konjunktur und die lodernde Euro-Schuldenkrise halten die Börsen gefangen. Der Dax rutschte am Freitag bis zum Nachmittag um mehr als 3 Prozent deutlich unter die Marke von 6100 Zählern.

Der Euro sackte auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren.

Auch an anderen europäischen Börsen ging es abwärts. Im Euroraum trüben sich die Konjunkturaussichten immer stärker ein und noch nie zuvor sind so viele Menschen arbeitslos gewesen wie im April. Insgesamt 17,4 Millionen Menschen hatten in den 17 Ländern mit der gemeinsamen Währung keinen Job. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 11 Prozent.

Am Freitag fielen die Einkaufsmanagerindizes (PMI) für die Industrie sowohl im Euroraum als auch in Großbritannien auf den tiefsten Stand seit drei Jahren. Von ihren historischen Tiefstständen Anfang 2009, als Europa und die Weltwirtschaft von einer schweren Rezession heimgesucht wurden, sind sie nicht mehr allzu weit entfernt. Auch die Industrie der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft China durchläuft inzwischen eine spürbare Konjunkturdelle.

Beim Internationalen Währungsfonds (IWF) haben mittlerweile laut einem Zeitungsbericht Diskussionen über einen Rettungsplan für das krisengeschüttelte Spanien begonnen. Die Europa-Abteilung der Washingtoner Institution stelle Überlegungen über einen Hilfskredit an die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone an, schrieb das „Wall Street Journal“ am Donnerstag in ihrem Onlineangebot.

Demnach könne ein über drei Jahre laufender Kredit bis zu 300 Milliarden Euro umfassen. Das wäre weit mehr, als den Krisenstaaten Griechenland, Irland und Portugal zusammen zur Verfügung gestellt wird. Der Weltwährungsfonds wie auch der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos dementierten den Bericht.

Nach Ansicht der Madrider Regierung entscheidet sich die Zukunft des Euro in den kommenden Wochen in Spanien und Italien. Diese beiden Länder bildeten nach den EU-Rettungsaktionen für Griechenland, Irland und Portugal die schwächsten Glieder in der Kette der Eurozone, sagte Wirtschaftsminister de Guindos in Sitges bei Barcelona. „Der Kampf um den Euro wird derzeit in so bedeutenden Staaten wie Spanien und Italien ausgefochten, und dies bedeutet, dass wir besonders verantwortungsbewusst agieren müssen.“

Die Schuldenkrise fordert mittlerweile auch bei den Privatvermögen ihren Tribut: Das Privatvermögen in Westeuropa ist nach einer Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting im vergangenen Jahr um 0,4 Prozent auf umgerechnet 33,5 Billionen US-Dollar (nach heutigem Wechselkurs 25,5 Billionen Euro) geschrumpft. Weltweit dagegen stiegen die Vermögen, wenn auch nicht mehr so schnell wie in den Vorjahren.

Unterdessen hält die Flucht der Investoren in sichere Anlagen an. Die durchschnittliche Rendite deutscher Staatsanleihen sank erstmals unter ein Prozent. An der sogenannten Umlaufrendite orientieren sich zum Teil Sparpläne von Banken sowie Kreditzinsen.