Arbeitslosigkeit in USA steigt wieder an
Washington/Frankfurt (dpa) - Verheerende Zahlen auf dem US-Arbeitsmarkt: Die US-Wirtschaft hat im Mai völlig überraschend lediglich 69 000 neue Jobs geschaffen.
Das ist die geringste Zahl neuer Stellen seit über einem Jahr. Zugleich stieg die Erwerbslosenquote von 8,1 Prozent im Vormonat auf 8,2 Prozent, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Experten hatten eine deutlich bessere Entwicklung erwartet. Auch die schlechte Lage in Europa trage zur Misere in den USA bei.
Die Zahlen sind nicht zuletzt Gift für die Chancen von Präsident Barack Obama auf Wiederwahl. Bereits am Vortag hatte es ernüchternde News gegeben: Die US-Konjunktur verliert immer deutlicher an Fahrt, die größte Volkswirtschaft der Welt wuchs im ersten Quartal aufs Jahr gerechnet lediglich um schlappe 1,9 Prozent.
Experten hatten im Mai mit bis zu 150 000 neuen Jobs gerechnet. Zudem wies das Ministerium den Zuwachs der beiden vergangenen Monate wesentlich geringer aus, als zuvor angenommen. Statt des zuvor errechneten Zuwachses von 269 000 Stellen habe sich lediglich ein Plus von 220 000 ergeben.
„Das robuste Wachstum zu Jahresbeginn ist ganz klar verflogen“, kommentierte ein Analyst die Entwicklung. Der Anstieg der Quote sei allerdings auch darauf zurückzuführen, dass sich wieder mehr Jobsuchende auf dem Arbeitsmarkt umsehen. Zuvor waren positive Trends auch damit erklärt worden, dass viele Amerikaner sich gar nicht mehr um eine Stelle bemüht hätten, also nicht mehr von der Statistik erfasst wurden.
Allerdings gibt es auch andere Gründe: Nach Einschätzung der Commerzbank lastet auch das trübe weltwirtschaftliche Umfeld auf dem US-Arbeitsmarkt. „Die Zuspitzung der Euro-Schuldenkrise und die Abschwächung der Konjunktur in den Schwellenländern führt zu einem Rückgang der Neuanstellungen in den USA“, sagte Bernd Weidensteiner, USA-Experte von der Commerzbank, am Freitag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Aber auch die Binnennachfrage in den USA sei unzureichend. Die US-Notenbank habe sich zuletzt zwar eher zögerlich mit Blick auf weitere Stützungsmaßnahmen gezeigt, sagte Weidensteiner. Bei einer weiteren Verschärfung der Lage dürfte sie jedoch wieder handeln.