Preis der Handwerkammer „Die Demokratiebildung junger Menschen fördern“

DÜSSELDORF · Friedrich Hubert Esser erhält Georg-Schulhoff-Preis der Handwerkskammer. Er bedankt sich mit einer nachdenklichen Rede.

Freut sich über den Georg-Schulhoff-Preis: Friedrich Hubert Esser 

Foto: Meyer/WILFRIED MEYER

Handwerkspräsident Andreas Ehlert betont sie immer wieder – die (angestrebte) Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Doch er hat es schwer, in der Gesellschaft, bei Eltern und Schülern mit der Botschaft durchzudringen: „Wir müssen jungen Menschen klar machen: Mit einer handwerklichen Qualifikation schließt sich keine einzige Tür. Sondern es öffnen sich viele neue.“ Ehlert sagt das in seiner Laudatio auf einen Mann, der den Fachkräftemangel nicht nur im Handwerk mit einem noch drastischeren Begriff umschreibt: „Fachkräftekatastrophe“.

Friedrich Hubert Esser stemmt sich der Entwicklung seit vielen Jahren entgegen. Der gelernte Bäcker aus Grevenbroich, der Wirtschaftswissenschaften studierte, kennt beide Welten: die des Handwerks und die der Wissenschaft. Der Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung  hat nun von der Handwerkskammer Düsseldorf für seine Verdienste als Förderer des Beruflichen Bildungswesens den mit 10 000 Euro dotierten Georg-Schulhoff-Preis erhalten. Ehlert und Esser sind sich einig, dass es gelte, ein riesiges Potenzial zu heben: 2,6 Millionen Menschen unter 30 Jahren seien in Deutschland ohne Berufsschulabschluss.

In einer nachdenklichen Dankesrede spricht Esser einen Aspekt ein, der über das bloße Qualifizieren für den später ausgeübten Beruf hinausgeht. Angesichts der durch viele Krisen gestressten Gesellschaft komme es in der Ausbildung auch auf „Demokratiebildung“ bei den jungen Menschen an. Nach den pandemiebedingten Rückschlägen und dann dem verbrecherischen russischen Angriff auf die Ukraine würden Zukunftsängste verstärkt durch den „Cocktail von Digitalisierung, Dekarbonisierung und demografischem Wandel, Inflation und Lieferkettenbrüchen.“ Verrohungspotenzial, Demokratiefeindlichkeit und Zweifel an der Wirtschaftsordnung wüchsen. Antidemokratische Bewegungen seien auf dem Vormarsch.  Junge Menschen, die nicht in die Berufswelt integriert werden, bedeuteten Potenzial für sozialen Sprengstoff. Esser: „Und was nicht gut ist für die Demokratie, ist auch nicht gut für unsere freiheitliche Wirtschaftsordnung.“ Berufliche Bildung, sagt er, müsse in die Pflicht genommen werden. Sie müsse auch die Demokratiebildung der jungen Menschen fördern.