Spekulant treibt Ölpreis hoch

Ein Händler sorgt für eine Kursrallye – und einen Schaden in Millionenhöhe.

London. Ein einzelner Spekulant hat mit nicht genehmigten Geschäften den weltweiten Ölpreis kurzzeitig auf ein Jahreshoch getrieben, seinem Arbeitgeber knapp sieben Millionen Euro Schaden beschert und das Vertrauen in die Märkte und ihre Kontrolle enorm beschädigt.

Am 30. Juni spielte der Ölpreis verrückt: Innerhalb von zwei Stunden kletterte der Preis für ein Barrel (159 Liter) Öl der Sorte Brent von 71 auf 73,50 Dollar - so hoch wie seit acht Monaten nicht mehr. Danach sackte der Preis auf 66 Dollar ab. Experten zufolge kostete der Anstieg die gesamte Handelswelt etwa 175 Millionen Dollar. Die Turbulenzen hat nach Informationen der "Financial Times" ein Zocker aus London ausgelöst.

Steve Perkins arbeitet beim Londoner Rohstoffhändler PVM und soll mit seinen Aufträgen die Kursrallye gestartet haben. In der Nacht zu Dienstag wechselten an der Londoner Rohstoffbörse Kontrakte im Volumen von 16 Millionen Barrel den Besitzer - das 32-fache des üblichen Handelsvolumens, berichtet das "Handelsblatt". Saudi-Arabien braucht zwei Tage, um diese Menge zu fördern. Nach Angaben mehrerer Rohstoffhändler war Perkins allein für die Hälfte des immensen Volumens verantwortlich. Für einen zusätzlichen Schub sorgten dann offenbar andere Zocker, die mitspekulierten.

Als PVM die Kontrakte, die ihr Mitarbeiter ohne Genehmigung gekauft hatte, veräußerte, erlitt das Unternehmen durch den zwischenzeitlichen Preisrückgang sieben Millionen Euro Verlust. PVM sieht sich als "Opfer eines unautorisierten Handelns" und meldete den Fall der britischen Finanzaufsicht. Zudem wird es eine eigene Untersuchung geben. Pikant: Das Unternehmen gilt als einer der weltweit größten und renommiertesten Rohstoffhändler. Und Konzernchef David Hufton als scharfer Spekulantenkritiker: "Wenn es Terminbörsen nicht gäbe, wäre der Ölpreis deutlich niedriger", lässt er sich gerne zitieren.

Der Fall wirft die Frage auf, wie ein einzelner Händler die Märkte derart manipulieren konnte - wo doch angesichts der Zockerei auf den Finanzmärkten von allen Beteiligten schärfere Kontrollen versprochen worden waren. Für das Londoner Unternehmen PVM ist die britische Financial Services Authority zuständig. Diese hat laut "Financial Times" ein Abkommen mit ihrem US-Gegenpart, marktsensible Ausschläge sofort weiterzuleiten. Doch genau dies sei nicht passiert. Die US-Behörde gab an, stundenlang über die Zockerei nicht informiert worden zu sein.

Einige Fachleute sehen in dem Fall einen Beweis dafür, dass der Börsenhandel stärker reguliert werden muss. "Diese illegale Transaktion zeigt, wie leicht es ist, den Markt zu beeinflussen, wenn das Handelsvolumen gering ist", sagte Manoj Ladwa, Analyst von ETX Capital.