Spritpreise steigen immer weiter
Benzin und Diesel sind so teuer wie noch nie. Die ersten Airlines dünnen angesichts der Kosten ihre Flugpläne aus.
Hamburg. Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche hat der Benzinpreis in Deutschland ein neues Rekordhoch erreicht. Nach Preiserhöhungen am Dienstagabend und Mittwochmorgen mussten im bundesweiten Durchschnitt an Markentankstellen 1,56 Euro für einen Liter Benzin bezahlt werden, teilten Sprecher der Mineralölunternehmen mit.
Diesel kostete im Durchschnitt 1,53Euro; das entspricht dem bisherigen Höchststand. Im Laufe des Tages bröckelten die Preise allerdings wieder etwas ab.
Die Unternehmen begründeten die Höchstpreise mit den hektischen Bewegungen auf den internationalen Rohölmärkten. Die Einkaufskosten am europäischen Ölmarkt in Rotterdam seien entsprechend gestiegen.
Ein Ende des Trends scheint vorerst nicht in Sicht. Experten nannten als Gründe die andauernde Sorge über die Reserven und die starke Nachfrage auf dem Weltmarkt.
Zwar sei der Bedarf bei dem weltweit größten Verbraucher USA leicht zurückgegangen, bleibe aber in China und weiteren Teilen von Asien stark.
Auch treibe der schwache Dollar Investoren in Öl und andere Rohstoffe. Sie spekulieren daher auf weiter steigende Preise.
Mit Spannung wird die von Saudi-Arabien angeregte Krisenkonferenz am Sonntag erwartet, an der Öl-Förderländer, Abnehmer und Konzerne teilnehmen.
Sollte es dort nicht gelingen, die Preisblase zum Platzen zu bringen, rechnen Experten mit dem Erreichen der 150-Dollar-Marke - und zwar schon bald.
Unterdessen stellt sich die deutsche Wirtschaft auf einen neuen Ölpreis-Rekord ein. Laut einer Umfrage im Auftrag des "Handelsblatts" erwartet knapp die Hälfte der Top-Manager einen Preis von 180 Dollar pro Fass - das wäre eine Verdoppelung innerhalb weniger Monate.
Zum Vergleich: Im Februar notierte der Ölpreis noch bei 90 Dollar. Derzeit pendelt er zwischen 130 und 140 Dollar. Befragt wurden 500 Spitzenkräfte Anfang Juni.
Vor allem Manager aus der Luftfahrtbranche gaben an, sie sähen ihr Geschäft "stark belastet" durch diesen Trend. Einige Fluggesellschaften ziehen bereits die Konsequenzen: Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin reagiert mit einem Kostensenkungsprogramm auf die stark gestiegenen Treibstoffpreise.
Mit Beginn des Winterflugplans im Herbst sollen 14 Kurz- und Mittelstreckenjets ausgemustert werden. Die Kapazität soll insgesamt um zehn Prozent gekürzt werden, bei Langstreckenflügen um 30 Prozent.
Dafür würden Strecken eingestellt, auf anderen soll die Frequenz ausgedünnt werden, teilte die Airline mit.
Die Fluggesellschaft Tuifly streicht zum Sommer 2009 ertragsschwache Strecken und setzt weniger Maschinen ein.
Die Zahl der angeflogenen Ziele im Sommerflugplan 2009 verringert sich um sechs auf 74.
Die jüngste Preiswelle bei Sprit rollt pünktlich kurz vor Schulferienbeginn in NRW auf die Verbraucher zu. Allerdings gibt es auch in Europa Urlaubsziele, bei denen es sich sogar lohnen kann, noch in Deutschland zu tanken (siehe Grafik).
Laut einem ADAC-Vergleich werden Ferien in den Niederlanden in diesem Jahr besonders teuer. Dort kostet Superbenzin mit 1,69 Euro je Liter im europäischen Vergleich am meisten. Höher als hierzulande sind die Preise auch in Belgien mit 1,58 Euro.
Günstiger als in Deutschland tankt man derzeit unter anderem in Frankreich (1,47 Euro) und in Spanien (1,18 Euro). In Italien ist das Benzin dagegen mit 1,52 Euro fast so teuer wie hierzulande.
Für deutsche Urlauber lohnt es sich nach Angaben des ADAC, den Tank vor der italienischen Grenze noch einmal in Österreich zu füllen (1,34 Euro).