Stada trennt sich von langjährigem Chef Retzlaff
Bad Vilbel (dpa) - Der Pharmahersteller Stada hat sich von seinem langjährigen Vorstandschef Hartmut Retzlaff getrennt. Der 62 Jahre alte Manager hatte schon seit Juni seine Geschäfte ruhen lassen und dafür gesundheitliche Probleme angeführt.
Der MDax-Konzern steht andererseits unter dem Druck kritischer Aktionäre, die Retzlaff und seine Unternehmensführung in den vergangenen Monaten scharf kritisiert und einen Kurswechsel verlangt hatten.
Man habe das Anstellungsverhältnis „aufgrund persönlicher Umstände einvernehmlich“ beendet, teilte Stada am Montag in Bad Vilbel bei Frankfurt mit. Der eigentlich bis August 2021 berufene Retzlaff wird von seinen Aufgaben freigestellt und erhält neben bis zum Jahresende fortgezahlten Bezügen noch eine Abfindung in nicht genannter Höhe. Er leitete das Unternehmen seit 1993. Seit Juni steht Matthias Wiedenfels an der Stada-Spitze.
Die nun vereinbarten Zahlungen an Retzlaff würden zusammengenommen zwei Jahresvergütungen nicht übersteigen und damit den Vorschriften zur guten Unternehmensführung genügen, erklärte das Unternehmen. Im vergangenen Jahr hatte Retzlaff 3,6 Millionen Euro erhalten. In der Vergangenheit war der Manager wegen seiner hohen Pensionsansprüche von mehr als 30 Millionen Euro in die Kritik geraten.
Mit zuletzt 2,1 Milliarden Euro Umsatz ist Stada der letzte von anderen Konzernen unabhängige Hersteller von Nachahmer-Medikamenten (Generika) und rezeptfreien Arzneien in Deutschland. Die Aktiengesellschaft ging aus der einstigen Genossenschaft „Standardpräparate Deutscher Apotheker“ hervor und gilt in der Branche schon lange als Übernahmekandidat. Laut „Handelsblatt“ haben zahlreiche Finanzinvestoren bereits Interesse gezeigt.
Der Großaktionär Active Ownership Capital (AOC) hatte die Neubesetzung des Stada-Aufsichtsrats verlangt. Auch einflussreiche Aktionärsberater sprachen sich gegen dessen Chef Martin Abend aus, der sich auf der Hauptversammlung am Freitag kommender Woche (26. August) in Frankfurt zur Wiederwahl stellen will. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hatte berichtet, dass AOC auch den Vorstand auswechseln wolle, dies aber der Öffentlichkeit verberge. AOC äußerte sich am Montag nicht zu Retzlaffs Demission.
Mit Retzlaffs Abgang ist nach FAZ-Informationen der Weg frei für eine Vergrößerung des Vorstands von drei auf vier Manager. Die eingeschaltete Personalberatung Egon Zehnder habe ein entsprechendes Mandat erhalten, zitierte die Zeitung in einer Vorabmeldung einen Sprecher des Aufsichtsrates. Neben Wiedenfels ist derzeit noch Helmut Kraft als Finanzvorstand berufen. Gesucht würden Führungskräfte für Forschung und Entwicklung sowie für Marketing und Vertrieb.