Städte wollen endlich die Hertie-Ruinen loswerden

Bingen (dpa) - Im Jahr 2009 schlossen die letzten Hertie-Kaufhäuser ihre Tore. Seitdem lagen die Gebäude in vielen Städten brach. Die betroffenen Kommunen wollen nun das Baugesetzbuch ändern, um künftig beim Verkauf verfallender Immobilien mitreden zu können.

Unter dem Eindruck der leerstehenden Kaufhäuser in Innenstädten fordern rund 30 Kommunen ein generelles Zugriffsrecht auf solche Gebäude nach fünf Jahren. „Wir werden eine Bundesratsinitiative einfordern“, sagte der Binger Oberbürgermeister Thomas Feser (CDU), am Donnerstag beim Treffen des Sprecherrats ehemaliger Hertie-Standorte. Ziel sei es, dass die Kommunen die Immobilien künftig notfalls selbst vermarkten könnten.

Das Gremium schlug in Bingen eine Änderung des Baugesetzbuches vor. Gemeinden sollen demnach die Möglichkeit bekommen, leerstehende Immobilien nach fünf Jahren zu bewerten und Käufer zu suchen. Die Kosten dafür trage der bisherige Eigentümer, so der Vorschlag. Er erhalte anschließend den Kaufpreis. Dies sei keine Enteignung, sondern nur „eine Beschleunigung“ des Verkaufs, hieß es in einem Papier. Der Vorschlag soll über die Bundesländer mit betroffenen Städten in den Bundesrat eingebracht werden.

Für 20 Gebäude gebe es mittlerweile Interessenten, drei seien bereits verkauft, teilten die Bürgermeister mit. Die Verhandlungen mit den Eigentümern seien jedoch sehr schwierig gewesen - unter anderem habe ein Ansprechpartner im Firmengeflecht rund um Hertie gefehlt. Erst seit Ende 2012 sei es Investoren möglich, in direkte Kaufverhandlungen für Hertie-Häuser einzusteigen. „Ein zweiten Fall Hertie muss man verhindern“, sagte Feser.

Die 1882 gegründete Warenhauskette Hertie war 1993 vom Karstadt-Konzern übernommen worden. 2005 verkaufte KarstadtQuelle 74 Häuser an britische Finanzinvestoren. 2008 meldete das Unternehmen Insolvenz an. Rund 2600 Mitarbeiter verloren ihren Job.

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