Thyssenkrupp und Tata Stahlfusionspläne: Gabriel fordert Arbeitnehmer-Einbindung
Bochum (dpa) - Bei den Gesprächen über eine Stahlfusion zwischen Thyssenkrupp Stahl (TKS) und dem indischen Konkurrenten Tata dringt Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) auf mehr Information und Beteiligung der Beschäftigten.
„Es geht erst mal darum, dass die Arbeitnehmervertreter sicher sein müssen, dass sie in die Debatten des Managements eingebunden werden und dass man jetzt keine schnellen Entscheidungen trifft, die vielleicht nur finanzmarktgetrieben sind“, sagte Gabriel nach einem Treffen mit TKS-Betriebsräten und Gewerkschaftsvertretern in Bochum.
Allein in Bochum arbeiten rund 2600 Beschäftigte in zwei Thyssenkrupp-Stahl-Werken. Insgesamt sind es in Nordrhein-Westfalen etwa 22 000 der insgesamt 27 000 TKS-Beschäftigten.
Man müsse den Verdacht haben, dass es für die Tata-Standorte in Großbritannien Garantien gebe, sagte Gabriel. „Und wenn es darum geht, Überkapazitäten abzubauen, dann ist die Gefahr natürlich, dass die Standortgarantien in Großbritannien existieren und bei uns Arbeitsplätze gefährdet werden“, sagte er. Es sei darauf zu achten, dass - was immer auch bei den Fusionsgesprächen passiere - der Konzernsitz in Deutschland liege und die Montan-Mitbestimmung eingehalten werde, forderte Gabriel.
Arbeitnehmervertreter von TKS hatten mehrfach beklagt, dass die Gespräche über ihre Köpfe hinweg geführt würden. „Wir haben ein absolutes Informationsdefizit“, sagte der Leiter des Stahlbüros der IG Metall, Heiko Reese. Die Arbeitnehmervertreter befürchten Jobabbau in Deutschland. Betriebsrat und Gewerkschaft haben an diesem Freitag (22.9.) zu einer Demonstration in Bochum aufgerufen, zu der nach Angaben eines IG-Metall-Sprechers mindestens 5000 Teilnehmer erwartet werden.
Am Wochenende will sich der Aufsichtsrat auf seiner Sitzung mit den Fusionsplänen beschäftigen. Der Betriebsrat hat bereits eine Ablehnung der Pläne durch die Arbeitnehmervertreter im Kontrollgremium angekündigt.
Der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ sagte Gabriel, es dürfe keine Versuche geben, die Montan-Mitbestimmung auszuhebeln. In diesem Zusammenhang forderte Gabriel, die deutsche Montan-Mitbestimmung zum Weltkulturerbe der Unesco zu machen. „Dort gibt es eine immaterielle Liste, in der sogar die französische Küche steht. Es wird Zeit, dass endlich auch mal eine Errungenschaft der Arbeitnehmer, der Gewerkschaften und des Sozialstaates Eingang findet in das kulturelle Gedächtnis der Welt.“