Stahlriese Salzgitter vor einschneidenden Sparmaßnahmen

Braunschweig (dpa) - Der Stahlhersteller Salzgitter AG hat seine Aktionäre auf ein schwieriges Jahr eingeschworen.

„Die Schuldenkrise als Kern des Übels dauert an“, sagte Konzernchef Heinz Jörg Fuhrmann am Donnerstag bei der Hauptversammlung in Braunschweig. Doch trotz roter Zahlen in den ersten drei Monaten sieht Fuhrmann nicht nur schwarz: „Wir sind finanziell gesund“, sagte er mit Blick auf die hohe Eigenkapitalquote.

Ein Umbau soll Deutschlands zweitgrößten Stahlhersteller mit seinen rund 25 000 Beschäftigten und mehr als 200 Tochterfirmen fit für die Zukunft machen.

Einzelheiten zum angekündigten Sparprogramm „Salzgitter 2015“ gab Fuhrmann auch bei dem Aktionärstreffen nicht preis. Zunächst stünden Verhandlungen mit Aufsichtsrat, Betriebsrat und den Gewerkschaften an.

„Es entspricht guter Sitte, vor Beendigung dieser internen Gespräche keine Details zu veröffentlichen“, sagte Fuhrmann. Beim größten Sorgenkind des Konzerns, dem Peiner Trägerwerk, sorgt sich der Betriebsrat derzeit um gut 180 Arbeitsplätze.

Der Stahlkonzern hatte im vergangenen Jahr unter dem Strich einen Verlust von 99,8 Millionen Euro ausgewiesen nach einem Überschuss von 236 Millionen 2011. Auch im ersten Quartal 2013 schrieb das Unternehmen rote Zahlen.

Als ein Vorbild für eine gelungene Restrukturierung nannte Fuhrmann die Tochter KHS GmbH in Dortmund, die Abfüll- und Abpackanlagen für Getränke herstellt. Dort wurden unter anderem Standorte zusammengefasst und die Produktion effizienter gestaltet.

Fuhrmann zufolge drücken die südeuropäischen Länder ihre Produkte verstärkt in den mittel- und nordeuropäischen Markt, weil ihnen der Heimatmarkt in der Krise weggebrochen ist.

In Spanien sei zum Beispiel fast die gesamte Baubranche zum Erliegen gekommen und damit als Kunde weggefallen. In Übersee, vor allem in China, boome dagegen das Stahlgeschäft. Die Erzpreise würden in Asien festgelegt. „Für das kriselnde Europa gibt es keinen Sozialtarif“, sagte Fuhrmann.

Auch die hohen Energiepreise belasten das Unternehmen. „Schon heute tragen wir pro Tonne Stahl rund 25 bis 30 Euro Umweltkosten, die andere nicht oder nur zum Teil haben“, kritisierte Fuhrmann. Von der Politik erwarte er keine Hilfe bei der Krisenbewältigung: „Es wäre immerhin schön, wenn sie uns nicht zusätzlich belasten würden.“

Die Aktionäre wählten am Donnerstag auch die Mitglieder des Aufsichtsrates für die Kapitalseite. Neu in das Gremium kommt unter anderem der ehemalige Personalchef des Unternehmens und jetzige niedersächsische Finanzminister Peter-Jürgen Schneider (SPD). Volkswagen-Chef Martin Winterkorn trat nach 15 Jahren nicht wieder an. Als Grund nannte Aufsichtsratschef Rainer Thieme die vielen Verpflichtungen des Managers.