Starinvestor Warren Buffett findet Nachfolger
Omaha (dpa) - Der wohl begehrteste Posten in der US-Finanzwelt ist vergeben: Der legendäre US-Investor Warren Buffett hat einen Nachfolger als Chef seiner 200 Milliarden Dollar schweren Investmentholding Berkshire Hathaway gefunden.
Wer dies sein wird, ist jedoch noch ein Geheimnis. In dem am Samstag veröffentlichten Jahresbrief an seine Aktionäre schrieb Buffett lediglich, der Verwaltungsrat sei begeistert von dem Kandidaten und dessen beruflichen wie menschlichen Qualitäten.
„Wir haben auch zwei hervorragende Ersatzkandidaten“, führte Buffett aus. Auch deren Namen blieb der 81-Jährige schuldig. Ohnehin sollte niemand aus der Nachfolgediskussion schließen, dass er und sein Partner Charlie Munger (88 Jahre alt) aufhören wollten, betonte Buffett. „Wir erfreuen uns bester Gesundheit, und wir lieben, was wir tun.“ Er könne weitere 12 Millionen Kalorien vertilgen, bevor er sterbe, scherzte Buffett, und lieferte gleich noch Restauranttipps für seine Heimatstadt Omaha mit.
Vieles deutet darauf hin, dass der fürs Rückversicherungsgeschäft von Berkshire Hathaway zuständige Ajit Jain der neue Buffett wird. Jain sei schnell, leistungsfähig, entscheidungsfreudig und besitze einen Verstand, der einzigartig im Versicherungsgeschäft sei, lobte der Altmeister seinen Zögling über den grünen Klee. „Charlie würde mich liebend gerne für einen zweiten Ajit eintauschen“, schrieb Buffett in seiner gewohnt humorigen Art. „Leider gibt es keinen.“
Schon seit Jahren wird darüber spekuliert, wer Buffett einmal beerben könnte. Der einstige Kronzprinz David Sokol war über zweifelhafte Aktiengeschäfte gestolpert. Mittlerweile zeichnet sich ab, dass niemand mehr die Machtfülle von Buffett selbst haben wird. Stattdessen werden die Rollen aufgeteilt, sollte Buffett einmal nicht mehr sein.
So hat Buffett im vergangenen Jahr die beiden Investmentexperten Todd Combs und Ted Weschler eingestellt, um ihm bei seinen Finanzmarktgeschäften unter die Arme zu greifen. „Jeder der beiden wird 2012 ein paar Milliarden Dollar verwalten, aber sie haben den Grips, das Urteilsvermögen und den Charakter, unser gesamtes Portfolio zu managen, wenn Charlie und ich einmal nicht mehr an der Spitze von Berkshire stehen werden.“ Buffett hält große Aktienpakete etwa an Coca-Cola und der Munich Re (der früheren Münchener Rückversicherung). Für annähernd 11 Milliarden Dollar kaufte er sich im November beim IT-Urgestein IBM ein.
Daneben gibt es rund 80 eigene Tochtergesellschaften von Berkshire Hathaway, die von der Fast-Food-Kette Dairy Queen über den T-Shirt-Hersteller Fruit of the Loom, den Autoversicherer Geico bis zur Frachteisenbahn BNSF reichen. Über den Fortbestand des Imperiums soll nach dem Wunsch des Gründers einmal sein ältester Sohn Howard als Verwaltungsratschef wachen, ein Farmer und Philantrop. Sein Vermögen - das in erster Linie aus Aktien von Berkshire Hathaway besteht - spendet Buffett wohltätigen Zwecken.
Warren Buffett steht seit einem halben Jahrhundert an der Spitze von Berkshire Hathaway und hat aus dem unbedeutenden Textilhersteller eines der wertvollsten Unternehmen der Welt gezaubert. Sein Riecher fürs Geldverdienen hat Buffett den Spitznamen „Orakel von Omaha“ eingebracht. Er gilt als der drittreichste Mensch der Welt mit einem vom Magazin „Forbes“ geschätzten Vermögen von 39 Milliarden Dollar. Von seinen Fans wird er für seinen trockenen Humor und seine umgängliche Art geschätzt.
Im vergangenen Jahr hat die Schuldenkrise jedoch auch dem legendären Investor zugesetzt. Der Gewinn von Berkshire Hathaway schrumpfte um 21 Prozent auf 10,3 Milliarden Dollar (7,7 Mrd Euro). Buffett lag mit seinen Derivate-Geschäften daneben - vereinfacht gesagt sind das Wetten auf Entwicklungen am Finanzmarkt. Das Versicherungsgeschäft wurde von zahlreichen Katastrophen belastet. Dagegen blühten die Industrie- und Dienstleistungstöchter von Berkshire Hathaway auf. Der Gesamtumsatz verbesserte sich um 6 Prozent auf 143,7 Milliarden Dollar.
Buffett räumte Patzer ein, so hatte er vor ein paar Jahren 2 Milliarden Dollar auf einen US-Energiekonzern gesetzt. „Das war ein Fehler, ein schwerer Fehler.“ Er musste 1,4 Milliarden Dollar in den Wind schreiben. Mit 37,3 Milliarden Dollar auf der hohen Kante ist Buffett aber immer noch einer der potentesten Investoren der Welt. Im vergangenen Jahr hatte er unter anderem den Schmiermittelhersteller Lubrizol geschluckt und der Bank of America 5 Milliarden Dollar geliehen. Buffett erneuerte seine Bereitschaft zu großen Zukäufen. „Mein Auftrag ist klar, ich bin auf Beute aus.“