Unmut über Sondierungsergebnis Stromkonzerne kritisieren Energiepolitik: „Tut endlich was“
Berlin (dpa) - Eon-Chef Johannes Teyssen hat die Sondierungsergebnisse von Union und SPD in der Energiepolitik als unzureichend kritisiert.
Die bisherigen Ankündigungen seien nicht fundiert genug und „ein Stück oberflächlich“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Energiekonzerns bei der „Handelsblatt“-Energietagung in Berlin. „Wir brauchen jetzt überzeugende Antworten, und die fehlen in den Sondierungsergebnissen.“
RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz forderte mehr Tempo in der Energiepolitik. „Tut endlich was“, sagte er in Richtung Union und SPD. Die Branche brauche wieder realistische Rahmenbedingungen, „wie es in den nächsten 15 bis 20 Jahren weitergeht“.
Trotz aller Fortschritte bei den erneuerbaren Energien würden konventionelle Kraftwerke noch auf Jahre benötigt, sagte Schmitz. Wenn Politik und Gesellschaft ein schnelles Abschalten der Kohlekraftwerke wollten, „müssen wir dafür entschädigt werden“.
Im Sondierungspapier haben Union und SPD ein Datum für die Beendigung der Kohleverstromung angekündigt. Ihr Ziel, bis zum Jahr 2030 einen Anteil von 65 Prozent erneuerbarer Energien zu erreichen, sei richtig, sagte Teyssen. Der Eon-Chef verlangte in diesem Zusammenhang aber erneut eine Reform des CO2-Handels. „Das alles überragende, entscheidende Instrument ist ein wirksamer CO2-Preis“, sagte Teyssen.
Ein europäischer Mindestpreis für den Ausstoß von Kohlendioxid müsse durch eine nationale Abgabe in Deutschland für alle Energiemärkte gestützt werden. Für energieintensive Industrien müsse es jedoch weiter einen Ausgleich für steigende Strompreise geben.
Schmitz lehnte dagegen Änderungen beim Emissionshandel ab. Es sei nicht sinnvoll, dieses wirksame europäische Instrument durch eine teure nationale Doppelregulierung zu beschädigen, die zudem dem Klima nicht helfe. Während RWE unter anderem viele Braunkohlekraftwerke betreibt, hat sich Eon von der Kohleverstromung ganz verabschiedet.
Die bislang für Stromexporte genutzten Kraftwerkskapazitäten in Deutschland werden laut einer Prognose der Übertragungsnetzbetreiber in den kommenden Jahren abnehmen. An einem besonders verbrauchsstarken Tag im Januar 2020 könnte demnach sogar die Stromerzeugung in Deutschland nicht ausreichen, um den heimischen Bedarf zu decken, wie aus dem Leistungsbericht der Netzbetreiber hervorgeht. Über diesen hatte zuvor die „Welt“ (Mittwoch) berichtet.
Laut Bundesnetzagentur geht die Prognose von einer Situation aus, die mit größter Wahrscheinlichkeit an dem Tag so nicht eintreten werde. Dazu müssten die erneuerbare Erzeugung auf einem extrem niedrigen, die Ausfälle der konventionellen Kraftwerke auf einem sehr hohen Niveau liegen - und zeitgleich die Jahresspitzenlast herrschen. Solche Schwankungen im Verbrauch und in der Erzeugung würden durch das europäische Verbundsystem beim Strom ausgeglichen.