Studie: Ausländische Investoren halten Mehrheit an Dax-Unternehmen

Frankfurt/Stuttgart (dpa) - Ausländische Anleger halten immer mehr Anteile an den großen deutschen Aktiengesellschaften.

Nach einer Studie liegen im Schnitt 55 Prozent der Aktie der im Leitindex Dax notierten Unternehmen in Depots ausländischer Investoren, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young in Frankfurt berichtete.

Aktionäre aus Deutschland hielten im Geschäftsjahr 2012 durchschnittlich nur ein gutes Drittel (37 Prozent) der Aktien, 8 Prozent konnten keiner Region zugeordnet werden.

Damit hat sich die Aktionärsstruktur in den vergangenen Jahren gedreht: Bei den Unternehmen, deren Daten den Vergleich mit dem Jahr 2005 zulassen, sei der Anteil ausländischer Anleger von 44 Prozent auf 58 Prozent im Jahr 2012 gestiegen.

Sogar mindestens drei Viertel der ausgegebenen Aktien sind bei Adidas, Merck und Deutscher Börse in ausländischer Hand. „Das starke Engagement ausländischer Aktionäre beweist, dass die deutschen Konzerne auf dem Weltmarkt sichtbar sind und geschätzt werden“, sagte Martin Steinbach von Ernst & Young. Die Dax-Konzerne seien trotz der Krise im Euroraum für Investoren aus dem Ausland sehr attraktiv.

Als Konsequenz aus der Entwicklung haben Ausländer aber auch immer mehr Einfluss auf den Kurs der deutschen Konzerne.

Das bekam gerade erst die Lufthansa bei der turbulenten Wahl Wolfgang Mayrhubers zum Aufsichtsratsvorsitzenden zu spüren - und das, obwohl Ausländer dort mit 34 Prozent Aktienanteil viel schwächer vertreten sind als bei anderen Dax-Unternehmen.

Die US-Beratungsgesellschaft Institutional Shareholder Services (ISS) hatte Investoren von der Wahl Mayrhubers abgeraten - wegen der kurzen Abkühlzeit zwischen Vorstandstätigkeit und Kontrollgremium, vor allem aber wegen Mayrhubers zahlreicher Aufsichtsratsmandate.

Der Österreicher sah sich gezwungen, seine Kandidatur am Tag vor der Hauptversammlung zurückzuziehen - und warf seinen Hut später doch wieder in den Ring, als ihm eine Mehrheit sicher schien.

ISS sei der Öffentlichkeit kaum bekannt, betonte „Spiegel Online“: „Dabei dürfte es sich um die einflussreichste Schattenmacht der deutschen Konzerne handeln.“ Auch beim geplatzten Wechsel des damaligen Deutsche Bank-Vorstandschefs Josef Ackermann an die Spitze des Aufsichtsrats habe ISS Ende 2011 eine maßgebliche Rolle gespielt.

Nach der Studie von Ernst & Young sind es allerdings vor allem Europäer, die in die deutschen Konzerne investieren: Durchschnittlich jede vierte Aktie der Dax-Unternehmen befinde sich im Besitz europäischer Anleger, Aktionäre aus Nordamerika hielten immerhin fast ein Fünftel der ausgegebenen Aktien.

Die Aktien der DAX-Konzerne seien besonders für institutionelle Anleger attraktiv: Sie halten im Schnitt mehr als sechs von zehn Papieren (63 Prozent) der größten deutschen Konzerne.

Private Investoren sind mit 12 Prozent vertreten, strategische Investoren wie Familien oder Unternehmen halten 18 Prozent der Aktien. Große Pakete sind allerdings selten: Mehr als acht von zehn Aktien befinden sich nach der Studie im Streubesitz, nur 18 Prozent der Wertpapiere sind als Festbesitz Großanlegern zuzuordnen.