Studie: Boom verringert Schwarzarbeit

Das Volumen der Schattenwirtschaft sinkt auf den niedrigsten Stand seit einem Jahrzehnt.

Nürnberg. Das deutsche Wirtschaftswunder macht es möglich: In Deutschland wird in diesem Jahr so wenig schwarzgearbeitet wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Friedrich Schneider von der Universität Linz ist überzeugt: „Die Schattenwirtschaft wird von 347,6 Milliarden Euro 2010 auf 340 Milliarden sinken. Das ist schon was.“ Das Volumen der illegal am Staat vorbei erbrachten Arbeit werde auf das Niveau von 2001/2002 sinken.

Und das nicht nur, weil sich der Arbeitsmarkt und die Konjunktur im laufenden Jahr wohl noch besser entwickeln würden als erwartet, sagt Schneider: „Wegen der Ostöffnung des Arbeitsmarktes wird die Schwarzarbeit wahrscheinlich um eine Milliarde Euro zurückgehen, weil vor allem die Polen und Tschechen etwa im Gesundheitsbereich jetzt legal bei uns arbeiten können und nicht mehr schwarzarbeiten müssen.“

Für Freudengesänge besteht jedoch kein Grund. „Schattenwirtschaft ist ein Massenphänomen von Konstanz bis Flensburg mit mindestens neun bis elf Millionen Nebenerwerbs-Schwarzarbeitern“, erklärt Schneider.

Noch immer würde mehr als jeder achte Euro illegal verdient, der Anteil der Schattenwirtschaft an der deutschen Wirtschaftsleistung würde zwar von 13,9 Prozent auf knapp 13 Prozent sinken, wäre aber immer noch viel höher als in der Schweiz oder den USA. Durch den Ausfall von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen entstehe ein Schaden von etwa 68 Milliarden Euro.

Zudem bleibt das deutsche Grundproblem bestehen: Legale Arbeit wird so stark mit Steuern und Abgaben belastet wie in kaum einem anderen Industrieland. In der OECD-Rangliste der Länder mit der höchsten Gesamtabgabenlast 2010 liegt Deutschland bei unverheirateten Arbeitnehmern mit Durchschnittsverdienst auf Rang drei hinter Belgien und Frankreich: Von 100 Euro Arbeitskosten bleiben nach Abzug der Abgaben gerade einmal 51 Euro übrig.

Das sei entschieden zu viel, sagt Schneider. „Ab einer Abgabenlast von 40 Prozent setzt eine massive Verweigerungshaltung ein. Eine Faustregel ist: Ein Drittel Steuern und Sozialabgaben akzeptieren die Leute.“ Wenn es drüber gehe, würden Überstunden schwarz abgerechnet.

OECD-Studie: http://dpaq.de/1jbkK