Studie: Klimaziele sind Wachstumsmotor für Europa

Brüssel (dpa) - Eine ehrgeizigere Klimapolitik in Europa würde laut einer Studie das Wirtschaftswachstum beschleunigen und Millionen zusätzliche Jobs schaffen. Die Bundesregierung warb am Montag in Brüssel mit dieser Studie bei den anderen EU-Staaten dafür, das Klimaschutzziel anzuheben.

Würden die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2020 um 30 statt der bisher geplanten 20 Prozent gesenkt, würden demnach sechs Millionen zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Das jährliche Wachstum der Wirtschaft werde um 0,6 Prozentpunkte steigen.

„Das ist eine neue Chance, ein Wachstumspfad für Europa“, sagte Carlo Jaeger vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), das die Studie gemeinsam mit Universitäten aus ganz Europa im Auftrag des Bundesumweltministeriums erarbeitet hat.

Profitieren würden demzufolge alle großen Wirtschaftssektoren, insbesondere aber das Baugewerbe. Denn der Energieverbrauch hängt vor allem davon ab, dass Gebäude gut isoliert sind. In Deutschland werde die gesamte Wirtschaftsleistung im Jahresdurchschnitt um 2,4 statt 1,8 Prozent wachsen, lautet das Ergebnis der Berechnungen. Die Arbeitslosenquote werde von 8,5 auf bis zu 5,6 Prozent sinken.

Deutschland sieht sich als Vorreiter beim Klimaschutz. „Jetzt müssen wir in der EU dafür werben, dass auch andere Länder uns folgen“, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Katherina Reiche,(CDU) in Brüssel.

Ebenso wie die Volkswirte geht auch die EU-Kommission davon aus, dass die Märkte das Potenzial von Investitionen in den Klimaschutz verkennen. Die EU-Behörde hält in den nächsten Jahren umfassende zusätzliche Investitionen in Energienetze, Passivhäuser, Elektroautos und Industrieanlagen von 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistung der EU für nötig. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso hatte zuletzt gewarnt, die EU drohe ihre Energiesparziele deutlich zu verfehlen.

Im Kampf gegen den Klimawandel haben sich die EU-Staaten verpflichtet, bis 2020 den Kohlendioxid-Ausstoß um 20 Prozent zu senken. Die EU hat schon angeboten, das Ziel auf 30 Prozent zu erhöhen, wenn die anderen Industrie- und Schwellenländer vergleichbare Angebote machen.