Preise stiegen schneller Studie: Reallöhne in Europa steigen auch im Aufschwung kaum

Düsseldorf/Frankfurt (dpa) - Vom aktuellen Wirtschaftsaufschwung bekommen Europas Arbeitnehmer recht wenig ab. Die Reallöhne in den 28 Mitgliedstaaten der EU steigen in diesem Jahr voraussichtlich nur noch um 0,4 Prozent, wie eine aStudie der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung zeigt.

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Die 1,5 Prozent aus dem Vorjahr ließen sich nicht wiederholen. Grund sind die gestiegenen Verbraucherpreise, die einen Großteil der nominalen Gehaltssteigerungen egalisieren.

Deutschland liege mit einem Reallohnzuwachs von 1,9 Prozent - also nach Abzug der Inflation - im vergangenen Jahr und prognostizierten 0,8 Prozent für dieses Jahr zwar über dem europäischen Durchschnitt, berichteten die Tarifexperten. Angesichts des stabilen Aufschwungs seien die inflationsbereinigten Zuwächse aber auch hierzulande sehr moderat.

Deutlich stärkere EU-weite Steigerungen würden nach Ansicht der Wissenschaftler die Binnennachfrage und das Wachstum in Europa beleben. Lohnzuwächse würden nicht nur die private Nachfrage stärken, sondern auch zu einer Normalisierung der Inflationsrate beitragen, schreiben die gewerkschaftlichen Ökonomen.

Die Rahmenbedingungen bildeten ein relativ günstiges Umfeld, schreiben die Autoren. So habe das Wachstum in diesem Jahr alle EU-Staaten erreicht. Die EU-Kommission geht wie im Vorjahr von einem Wachstum des Bruttosozialprodukts von 1,9 Prozent aus. Gleichzeitig nimmt die Arbeitslosenquote kontinuierlich auf noch 8,0 Prozent in diesem Jahr ab.

Die Folgen der Eurokrise im Jahr 2009 seien längst noch nicht in allen Mitgliedstaaten überwunden, hieß es. Vor allem in Südeuropa seien die Reallöhne zwischen 2010 und 2017 um bis zu 23 Prozent (Griechenland) gefallen, während es deutliche Steigerungen vor allem in Osteuropa von einem sehr niedrigen Niveau (+55,8 Prozent Bulgarien) gegeben habe. Deutschland hat in diesem Zeitraum reale Lohnzuwächse von 9,8 Prozent realisiert.

Die Lohnquote - also der Anteil der Arbeitseinkommen am gesamten Volkseinkommen - blieb in Deutschland konstant, konnte aber die Verluste aus den beiden vorangegangenen Jahrzehnten bislang nicht wettmachen.