Studie: Versorger missbrauchen Energiewende für Preisaufschläge

Düsseldorf (dpa) - In Nordrhein-Westfalen haben nach einer Studie der Verbraucherzentrale zahlreiche Versorger 2013 im Windschatten der Energiewende ihre Preise übermäßig angehoben.

Etwa die Hälfte der Anbieter in der NRW-Grundversorgung hätten die Strompreise stärker angehoben als es durch die Zuwächse der gesetzlichen Umlagen gerechtfertigt sei, sagte der Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, Klaus Müller, am Montag in Düsseldorf. „Die Hälfte hat einen guten Schluck aus der Pulle genommen. Das ist nicht in Ordnung.“

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) betonte dagegen den „harten Wettbewerb“ der 1100 Stromversorger in Deutschland. Pauschale Aussagen über Preise brächten schon deshalb wenig, weil regionale Gegebenheiten wie unterschiedliche Netzentgelte zu starken Preisdifferenzen führten. Außerdem müsse immer beachtet werden, welches Niveau der bisherige Preis hatte, also wann die letzte Preisanpassung erfolgt ist. Ratsam sei für Kunden grundsätzlich das direkte Gespräch mit dem Versorger, der den Kunden beraten und den geeignetsten Tarif empfehlen könne.

Nach Müllers Worten war es der bundesweit erste umfassende Preis-Check nach einer Strompreis-Erhöhungswelle. Anfang 2013 war die EEG-Umlage deutlich auf 5,3 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Hinzu kamen weitere gesetzliche Erhöhungen.

Die gerechtfertigte Zusatzbelastung wegen der Ökostrom-Zulagen liege für einen Zwei-Personen-Haushalt mit 2700 Kilowattstunden Jahresverbrauch bei gut 70 bis 80 Euro, sagte Müller. Einzelne Versorger hätten aber deutlich mehr aufgeschlagen.

NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel (Grüne) nannte das Verhalten der Anbieter nicht akzeptabel. Sie müssten die gefallenen Börsenpreise für Strom an die Verbraucher weitergeben statt ihre Gewinne hochzuschrauben. Der Wettbewerb auf dem Strommarkt sei immer noch viel zu schwach ausgeprägt. Die Verbraucherzentrale werde die „Schwarzen Schafe“ abmahnen und notfalls vor Gericht ziehen, sagte Müller.

Die Verbraucherzentrale hatte seit Ende 2012 Erhöhungsschreiben von mehr als 3000 Kunden gesammelt und zugleich für jeden der 113 NRW-Strom-Grundversorger erfasst, welche Kosten ihnen tatsächlich durch die erhöhten Energiewende-Zulagen entstanden sind. Die Analyse der Erhöhungsschreiben zeige bei mehr als der Hälfte der Anbieter fehlende Transparenz. So seien die Briefe vielfach nicht klar als Erhöhungsschreiben erkennbar und es fehle der Hinweis auf das Sonderkündigungsrecht. Stattdessen gebe es wolkige Ausführungen über die Herausforderungen der Energiewende, kritisierte Müller.