S&P hebt griechische Kreditwürdigkeit an
London (dpa) - Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die Kreditwürdigkeit von Griechenland nach dem abgeschlossenen Anleihetausch wieder angehoben. Die Bonitätsnote werde um vier Noten auf „CCC“ hochgesetzt, teilte S&P am Mittwoch in London mit.
Damit bleiben griechische Anleihen allerdings weiterhin eine hochspekulative Anlage. Zuvor hatte S&P einen teilweisen Kreditausfall („Selective Default“) erklärt.
Die Agentur hatte bereits im März angekündigt, Griechenland nach Abschluss des Anleihetausches mit der etwas besseren Note bewerten zu wollen. Griechenland hatte den Umtausch von Anleihen, die nicht nach griechischem Recht begeben worden sind, erst in der vergangenen Woche abgeschlossen. Bei den Anleihen nach internationalem Recht war die Umtauschfrist immer wieder verlängert worden.
Der Ausblick für das neue Rating sei stabil, hieß es weiter. Damit dürfte die Kreditbewertung zunächst nicht mehr verändert werden. S&P verweist in seiner Begründung auf das Bekenntnis der Regierung in Athen zu einer Verbesserung der haushaltspolitischen Lage. Allerdings stehe das Land weiter vor großen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen.
Insgesamt hatten sich Inhaber von Staatsanleihen in Höhe von 199 Milliarden Euro an dem Anleihetausch beteiligt. Ziel waren 205,5 Milliarden Euro. Durch den Schuldenschnitt gelang es Griechenland, die Staatsschulden auf einen Schlag um knapp 107 Milliarden Euro zu verringern. Die noch nicht umgetauschten Anleihen würden bis zum nächsten Zahlungstermin am 15. Mai als Ausfall (Default) gewertet. Falls diese Anleihen dann doch bedient würden, dann werde für diese Papiere die Note auch auf „CCC“ heraufgestuft.
Der Anleihetausch hat laut S&P zwar den kurzfristigen Finanzierungsdruck vermindert. Die Schuldenlast von Griechenland bleibe jedoch hoch, und das Land steckt seit Jahren in der Rezession. Die Umsetzung des Spar- und Reformprogramms der Regierung werde durch den anhaltenden Rückgang des Bruttoinlandsproduktes gefährdet. So erwartet S&P in diesem Jahr einen erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung um rund fünf Prozent. Im vergangenen Jahr war die griechische Wirtschaft um fast sieben Prozent geschrumpft.
Eine wirtschaftliche Erholung erwartet S&P erst auf mittlere Sicht, nachdem die strukturellen Reformen auch umgesetzt sind. Der soziale Druck werde wahrscheinlich zunehmen. Ein Risiko stellten zudem die am 6. Mai anstehenden Parlamentswahlen dar. Derzeit erwarten Beobachter, dass keine Partei eine absolute Mehrheit im Parlament erhalten wird. Zudem dürften Parteien Zulauf erhalten, die das Reform- und Sparprogramm ablehnen.
Eine Heraufstufung der Bonität ist laut S&P denkbar, falls die griechische Regierung die Vorgaben der Troika aus Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und EU erfüllt. Sollte sich jedoch ein weiterer Ausfall für private Anleger abzeichnen, dann werde S&P das Rating erneut senken.
Mit Fitch hatte bereits eine der großen US-Ratingagenturen die Bonität Griechenlands als Reaktion auf den Schuldenschnitt angehoben. Die Kreditwürdigkeit des Euro-Mitglieds wurde von Fitch Mitte März um vier Noten von "Restricted Default" ("RD") auf "B-" erhöht. Die Ratingagentur Moody's hingegen hat ihr Rating noch nicht angehoben. Dort hat Griechenland weiterhin die schlechteste Note "C" (Zahlungsausfall).
Das hochverschuldete und krisengeschüttelte Griechenland ist seit Mai 2010 auf internationale Hilfsgelder angewiesen, weil es sich nicht mehr am freien Kapitalmarkt refinanzieren kann.