S&P-Warnung trübt Stimmung am deutschen Aktienmarkt
Frankfurt/Main (dpa) - Die angedrohte Herabstufung der deutschen Kreditwürdigkeit durch die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat dem Aktienmarkt einen Dämpfer versetzt. Der Dax schloss um 1,27 Prozent schwächer bei 6028,82 Punkten.
S&P hatte Deutschland, weitere 14 Euroländer und den Rettungsfonds EFSF auf verschärfte Beobachtung gesetzt. Damit könnte Deutschland seine Topbonität „AAA“ verlieren. Angesichts der S&P-Warnung erwartet Finanzminister Wolfgang Schäuble vom EU-Gipfel klare Signalen zur Stabilisierung der Eurozone. Der MDax fiel um 1,10 Prozent auf 8944,43 Punkte und der TecDax sank um 1,19 Prozent auf 693,79 Punkte.
Die Reaktionen aus der Politik auf die S&P-Drohung hätten „von Gelassenheit über Unverständnis bis hin zu heller Empörung“ gereicht, kommentierte Marktanalyst Gregor Kuhn von IG Marktes. Zugleich verwies er darauf, dass S&P mit diesem Schritt zwar „Sand ins Getriebe gestreut“ und die Aufwärtsbewegung im Dax vorerst gestoppt habe, der Leitindex aber dennoch die 6000-Punkte-Marke habe behaupten können. Laut Händlerin Anita Paluch von Gekko Global Markets stehen nun vor allem die Politiker im Hinblick auf den am Wochenende anstehenden EU-Gipfel unter Handlungsdruck. So müssten nun etwa den von Bundeskanzlerin Merkel und vom französischen Staatspräsidenten Sarkozy gemachten Vorschlägen zum Ausweg aus der Euro-Krise Tagen folgen.
Die RWE-Aktien brachen nach einer Kapitalerhöhung ein und waren mit einem Rutsch um in der Spitze gut zwölf Prozent über weite Strecken Schlusslicht im Dax. Sie verzeichneten damit den größten Kursverlust seit mehreren Jahren. Mit minus 7,23 Prozent auf 28,15 Euro gingen sie schließlich aus dem Handel. Der Versorger hatte insgesamt 80,4 Millionen Aktien zu 26,00 Euro bei institutionellen Anlegern platziert. Der Bruttoemissionserlös lag damit bei 2,1 Milliarden Euro.
Die Metro-Papiere lösten im Handelsverlauf die RWE-Aktien als schwächsten Dax-Wert ab und schlossen mit einem Verlust von knapp 14 Prozent bei 31,86 Euro. Vor dem Hintergrund der zunehmend spürbaren Folgen der Schuldenkrise und des schwach angelaufenen Weihnachtsgeschäftes hatte Deutschlands größter Handelskonzern seine Erwartungen für Umsatz und Gewinn für 2011 zuvor reduziert.
Mit Verlusten von knapp zwei Prozent bei den Aktien der Deutschen Bank und von knapp drei Prozent bei denen der Commerzbank reagierten diese Titel auf die S&P-Warnung. Ein Händler sagte, dass die längst schon schwierige Geldbeschaffung der Banken durch die S&P- Maßnahmen noch schwerer werden dürfte.
Von der S&P-Warnung wurde auch der EuroStoxx 50 belastet. Er beendete den Tag mit minus 0,54 Prozent bei 2356,71 Punkten. Der Pariser Leitindex gab ebenfalls nach, während der britische FTSE 100 fast unverändert schloss. In den USA legte der Leitindex Dow Jones zum europäischen Handelsschluss leicht zu, während die Nasdaq-Indizes moderat nachgaben.
Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite der börsennotierten Bundeswertpapiere auf 1,81 (Vortag: 1,78) Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,18 Prozent auf 129,54 Punkte. Der Bund Future verlor 0,01 Prozent auf 134,80 Punkte. Der Kurs des Euro fiel: Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,3394 (Montag: 1,3442) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7466 (0,7439) Euro.