„SZ“: Schmiergeldverdacht bei EADS
München (dpa) - Beim Verkauf von Kampfflugzeugen an Österreich im vergangenen Jahrzehnt sollen beim Rüstungskonzern EADS nach Angaben der Staatsanwaltschaft Wien rund 100 Millionen Euro geflossen sein.
Das sagte ein Sprecher österreichischen Ermittlungsbehörde am Samstag der Nachrichtenagentur dpa. Er reagierte damit auf einen Artikel der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstag). Ermittler in Österreich und Deutschland vermuten, dass das Geld eingesetzt wurde, um österreichische Entscheidungsträger zu bestechen. „Wir nehmen an, es waren um die 100 bis 110 Millionen, aber die genaue Summe ist noch offen,“ sagte Behördensprecher Thomas Vecsey. Die Zeitung hatte unter Berufung auf die Staatsanwaltschaften in München und Wien von mindestens 70 Millionen Euro berichtet. Ein Sprecher der bayerischen Behörde war am Samstag zunächst nicht zu erreichen.
Unter den 13 Beschuldigten soll neben EADS-Leuten aus der mittleren Ebene, Lobbyisten und Vermittlern laut „SZ“ auch ein früherer Top-Manager des Rüstungskonzerns sein. Das Unternehmen war am Samstagnachmittag zunächst ebenfalls nicht zu erreichen. EADS-Chef Thomas Enders hat dem Bericht zufolge zugesichert, die Ermittlungsbehörden zu unterstützen. In einem Schreiben an die Führungskräfte hatte Enders zuletzt vor illegalen Mitteln im Kampf um Aufträge gewarnt. „Es gibt keinen Platz für betrügerisches oder unethisches Verhalten bei EADS“, hieß es nach Medienberichten in dem Brief. Bei Gesetzesverstößen gebe es „null Toleranz“.
Bei dem jüngst bekanntgewordenen Verfahren geht es um mögliche Unregelmäßigkeiten beim Verkauf von Kampfflugzeugen des Typs Eurofighter an Österreich. Der Deal war 1,7 Milliarden Euro wert. In Österreich wird seit langem vermutet, dass bei dem damals heftig debattierten Kauf Schmiergeld im Spiel war. Die umstrittene schwarz-blaue Koalition unter dem konservativen Bundeskanzler Wolfgang Schüssel hatte den Deal vor rund zehn Jahren verantwortet.
Am Dienstag hatte es deswegen in Deutschland, Österreich und der Schweiz Durchsuchungen gegeben. Dabei wurden zahlreiche Akten beschlagnahmt. Die Auswertung soll Monate dauern.