Thomas Cook mit mehr Verlust als erwartet

London/Peterborough (dpa) - Die Nordafrika-Unruhen und das schwache Geschäft in Großbritannien haben Europas zweitgrößtem Reisekonzern Thomas Cook einen Verlust in Millionenhöhe eingebrockt. Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr stand unter dem Strich ein Minus von 521 Millionen Pfund (616 Mio Euro).

Dies teilte das Unternehmen mit Marken wie Neckermann Reisen und der Fluglinie Condor am Mittwoch im britischen Peterborough mit. Ein Jahr zuvor hatte das Minus noch knapp drei Millionen Pfund betragen. Grund für den hohen Verlust sind den Angaben zufolge vor allem Abschreibungen in dreistelliger Millionenhöhe auf die Geschäftsfelder in Großbritannien und Kanada, von denen das Management künftig geringere Gewinne erwartet.

Die Nordafrika-Krise kostete das Unternehmen im operativen Geschäft 80 Millionen Pfund. Selbst wenn man die Abschreibungen und andere Sondereffekte herausrechnet, brach der Gewinn im Großbritannien-Geschäft um rund ein Drittel ein. Dort leidet Thomas Cook unter der Wirtschaftskrise und dem Preiskampf mit der Konkurrenz, während Konkurrent Tui Travel in dem Land dank lukrativer Exklusivangebote ein Rekordergebnis einfuhr. Der Umsatz legte bei Thomas Cook konzernweit um ein Zehntel auf 9,8 Milliarden Pfund zu.

Besser lief es für Thomas Cook in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Sparte Zentraleuropa steigerte ihren Umsatz dank der Übernahme des Türkei-Spezialisten Öger Tours währungsbereinigt um 17 Prozent. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn legte um 19 Prozent auf knapp 70 Millionen Pfund zu.

Thomas Cook betonte, auf dem richtigen Weg zur Erholung zu sein. „Wir hatten ein schwieriges Jahr, und es warten weiter Herausforderungen auf uns“, sagte Vorstandsmitglied Paul Hollingworth. Unter anderem wurden bereits Beteiligungen an Hotels verkauft. Binnen drei Jahren soll die Profibilität um 110 Millionen Pfund gesteigert werden. Die Buchungen für die kommende Sommersaison seien gut angelaufen. „Es gibt noch viel zu tun, aber wir haben einen guten Anfang gemacht.“

Der rund 170 Jahre alte Reiseanbieter steckt seit einiger Zeit in der Krise, schlechte Zahlen waren erwartet worden. In der Heimat Großbritannien, wo Thomas Cook die größten Probleme hat, sollen in den kommenden zwei Jahren 200 von mehr als 1300 Filialen geschlossen werden. Die Vorstellung der Jahresbilanz war um Wochen verschoben worden, weil man sich vorher noch frische Kredite besorgen wollte. Daraufhin war der Kurs an nur einem Tag um 75 Prozent gefallen. Die Banken griffen Thomas Cook schließlich unter die Arme.

In den kommenden Monaten soll die Strategie teilweise geändert werden. „Das Online-Geschäft wächst weiter, deshalb müssen wir die Zahl unserer Filialen überarbeiten“ sagte Übergangs-Chef Sam Weihagen mit Blick auf Großbritannien. „Solange die Läden profitabel sind, werden wir sie behalten.“ Er sei aber überzeugt, dass es trotz der Zunahme von Internet-Buchungen auch künftig Reisebüros geben werde.

Indes bekundete der russische Mischkonzern AFK Sistema die Absicht, sich 2012 von seinem 1,95-Prozent-Anteil an Thomas Cook zu trennen. „Wir wollen Geld statt Aktien“, sagte Sistema-Vizepräsident Alexej Bujanow am Mittwoch in Moskau. Sistema werde die Papiere zum Ankaufspreis abstoßen - 35 Millionen US-Dollar für das Gesamtpaket, hieß es.