Vorsorge gegen Schweinepest Tierwohl-Kennzeichnungen für Fleisch sollen ausgebaut werden

Berlin (dpa) - In deutsche Supermärkte soll mehr Fleisch aus besserer Tierhaltung kommen - und für die Kunden auch klarer zu erkennen sein. Die „Initiative Tierwohl“ von Landwirtschaft und Handel, die höhere Standards im Stall aus einem Branchenfonds honoriert, weitet ihre Aktivitäten aus.

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Der geschäftsführende Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) warb vor Beginn der Grünen Woche in Berlin für Tempo bei der Einführung eines „Tierwohl-Labels“ in einer neuen Regierung. Die Behörden verstärken die Vorsorge angesichts einer möglichen Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest.

Schmidt kündigte an, „in Kürze“ eine Verschärfung der Schweinepest-Verordnung vorzulegen. Sie solle zwischen Bund und Ländern abgestimmte „Desinfektionsmaßnahmen in größerem Rahmen“ vorsehen, zudem solle die Jagd auf Wildschweine ausgeweitet werden.

Bauernpräsident Joachim Rukwied mahnte weitere Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des in Osteuropa auftretenden Erregers an. Sollte die für Menschen ungefährliche Tierseuche nur bei einem Wildschwein auftreten, drohe sofort ein Exportstopp für Schweine. Er brachte ins Gespräch, diese Schwelle auf ein Auftreten bei Hausschweinen zu beschränken.

Schmidt warb für mehr Umwelt- und Tierschutz bei der Produktion von Lebensmitteln. „Wir brauchen eine ökonomisch tragfähige und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft. Und zwar hier in Deutschland“, sagte er am Donnerstagabend bei der Eröffnung der Messe. Es gelte, in die Zukunft der Landwirtschaft zu investieren, aber nicht, „um den Status quo einfach zu erhalten“. So müsse die Artenvielfalt stärker gefördert werden, unter anderem durch „einen geringeren und zielgenaueren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln“.

Bei der Grünen Woche, die an diesem Freitag beginnt, präsentieren sich bis 28. Januar 1660 Aussteller aus 66 Ländern. Partnerland ist Bulgarien. Erwartet werden 400.000 Besucher.

An der „Initiative Tierwohl“ für bessere Haltungsbedingungen nehmen jetzt mehr als 6000 Betriebe teil, wie Geschäftsführer Alexander Hinrichs sagte. Die Zahl der Tiere stieg damit auf 518 Millionen Schweine, Hähnchen und Puten. Neben einer regulären Kontrolle gebe es nun auch mindestens einmal im Jahr eine unangekündigte Überprüfung.

Bei der 2015 gestarteten Initiative zahlen Handelsketten in einen Fonds ein, aus dem freiwillig teilnehmende Bauern Mehraufwendungen vergütet bekommen, die über die gesetzlichen Standards hinaus gehen. Für 2018 bis 2020 gibt der Handel nun 6,25 Cent nach bisher 4 Cent pro verkauftem Kilogramm Geflügel und Schweinefleisch sowie Wurst.

Schmidt sagte mit Blick auf das von Union und SPD vorgesehene staatliche Tierwohl-Label: „Wir müssen jetzt zum Zuge kommen und auf den Platz gehen.“ Es solle im Fall einer neuen Koalition gleich nach Vereidigung der Regierung angegangen werden. Der Minister hatte schon vor einem Jahr Pläne für ein Logo vorgestellt, sie bis zur Bundestagswahl aber nicht umgesetzt. Für bessere Bedingungen in Ställen seien Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe zu erwarten, sagte Schmidt. Höfe sollten dabei unterstützt werden.

Aus Sicht von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks gibt es in einigen Regionen zu viele Tiere, was den Export in die Höhe treibe. „Es ist keine tragfähige Strategie, jeden chinesischen Kühlschrank mit Schweinefleisch aus Deutschland zu versorgen“, sagte die SPD-Politikerin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag). Der Bauernverband wies die Kritik zurück. Nur fünf Prozent der Produktion würden jenseits der EU exportiert, darunter Ohren und Pfoten vom Schwein, für die es in Europa keinen Absatzmarkt gebe.

Die deutschen Agrarexporte erreichten 2017 einen Rekord. Nach vorläufiger Berechnung wurden Agrarprodukte, Lebensmittel und Landtechnik im Wert von 78,3 Milliarden Euro ausgeführt, wie die Export-Förderorganisation Gefa mitteilte.