Tod Bin Ladens bewegt kurzfristig die Märkte
Frankfurt/Main (dpa) - Die Nachricht vom Tod des Terroristenführers Osama bin Laden hat auch die Märkte bewegt - zumindest kurzfristig. An den wichtigen Börsen rund um den Globus legten die Aktienkurse am frühen Morgen zu.
Dagegen gab der Ölpreis deutlich nach - und der Euro bekam auf seiner Rekordjagd einen Dämpfer. Händler und Analysten erklärten die Ausschläge auch mit dem Tod des Al-Kaida-Chefs. Doch sie mahnten zugleich, den Bin-Laden-Effekt nicht überzubewerten.
„Kurzfristig hat das sicher einige Auswirkungen, vor allem in den USA. Aber insgesamt ist das für den Markt kein so bedeutendes Ereignis“, sagte Fidel Helmer, Kapitalmarktexperte der Frankfurter Privatbank Hauck & Aufhäuser, der Nachrichtenagentur dpa.
Der Deutsche Aktienindex Dax stieg bis zum Mittag um 0,88 Prozent auf 7581 Punkte und notierte damit so hoch wie seit Januar 2008 nicht mehr. Auch an anderen europäischen Handelsplätzen startete der Handel fester, in Japan ging der Leitindex Nikkei 225 erstmals seit Erdbeben und Tsunami vom 11. März wieder über der psychologisch wichtigen 10 000-Punkte-Marke aus dem Handel.
Die Ölpreise gaben deutlich nach: Im frühen Handel kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Auslieferung im Juni 124,94 US-Dollar. Das waren 95 Cent weniger als am Freitag. Der Preis für ein Barrel der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) sank noch stärker um 1,27 Dollar auf 112,66 Dollar.
Händler erklärten dies als Reaktion auf die jüngsten Ereignisse in Pakistan. Marktstratege David Buik von BGC Partners in London sagte, da der Ölpreis nach Bin Ladens Tod sinke, profitiere auch der Aktienmarkt. Neben der Tötung Bin Ladens verwiesen Marktbeobachter beim Ölpreis auf die Lage in Libyen.
Auch der Euro gab zu Wochenbeginn zunächst nach und fiel unter die Marke von 1,48 US-Dollar. Marktbeobachter erklärten, die Nachricht, dass die USA den mutmaßlichen Drahtzieher der Terroranschläge vom 11. September 2001 ausgeschaltet haben, habe den Dollar gestützt. „Mehr als ein sehr kurzfristiger Effekt darf von dieser Meldung jedoch nicht erwartet werden“, kommentierten Experten der Commerzbank. Am Nachmittag war der Euro schon wieder unterwegs Richtung 1,50 Dollar.
In den USA werde sich Bin Ladens Tod „in den nächsten ein, zwei Tagen auch sporadisch in Konjunkturdaten und einigen Aktienkursen positiv bemerkbar machen“, prognostizierte Kapitalmarktexperte Helmer. „Ich glaube aber nicht, dass sich das auf die Börsen allgemein, speziell auf die in Deutschland, auswirken wird: Politische Börsen haben kurze Beine.“
Ganz anders 2001: Nach den Terroranschlägen in den USA waren die Aktienkurse damals fast ebenso haltlos eingebrochen wie die Türme des attackierten World Trade Centers. Weltweit waren Investoren in Panik geraten und hatten mit massiven Verkäufen Kursstürze ausgelöst.