USA Todesfall mit Tesla-„Autopilot“ - BMW baut Roboterwagen
München/Palo Alto (dpa) - Nach dem ersten Tod eines Menschen in einem vom Computer gesteuerten Fahrzeug setzt die Branche weiter auf die schnelle Entwicklung vollständig selbstfahrender Autos. BMW kündigte wenige Stunden nach Bekanntwerden des Todesfalls einen eigenen Roboterwagen zum Jahr 2021 an.
Dafür kooperiert der Münchner Autobauer mit dem Spezialanbieter Mobileye und dem Chip-Riesen Intel. „Für die BMW Group ist klar: Mit der richtigen Technologie machen Fahrerassistenz-Systeme und automatisiertes Fahren den Verkehr auf den Straßen sicherer für alle“, betonte der Konzern.
Zuvor hatte der tödliche Unfall in einem Tesla-Elektrowagen die Branche schockiert. Nach Angaben von Tesla bemerkte das Fahrassistenz-System „Autopilot“ einen Lastwagen-Anhänger nicht, der den Fahrweg kreuzte. „Weder "Autopilot" noch der Fahrer erkannten die weiße Seite des Anhängers vor dem Hintergrund eines hellen Himmels, und die Bremse wurde nicht betätigt“, schrieb Tesla in einem Blogeintrag am späten Donnerstag. Die Limousine „Model S“ sei unter den Sattelschlepper-Anhänger gefahren, dabei habe dessen Unterkante die Windschutzscheibe getroffen.
Die amerikanische Verkehrsaufsicht NHTSA prüft jetzt, ob der „Autopilot“ bei dem Crash korrekt funktionierte. Das System kann Tempo, Abstand und Geschwindigkeit halten, vor Hindernissen bremsen oder ihnen ausweichen sowie automatisch einparken. Tesla betonte zugleich wiederholt, dass die Software die Elektromobile nicht grundsätzlich zu selbstfahrenden Autos mache und die Fahrer stets den Überblick und ihre Hände am Steuer behalten sollten. Im Internet wurden jedoch viele Videos veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, dass etliche Tesla-Fahrer sich nicht an diese Vorgaben halten.
Die Autobranche und Entwickler von Roboterwagen-Technologie wie Google versprechen, dass selbstfahrende Fahrzeuge den Verkehr viel sicherer machen und die Zahl der Todesfälle drastisch senken. Bisher wurde erst ein Unfall bekannt, der von einem per Computer gesteuerten Auto verursacht wurde, und dabei blieb es bei einem kleinen Blechschaden.
BMW mahnte am Freitag zur Vorsicht: „Nach unserer Einschätzung lässt der heutige Stand der Technologie noch keine Serienfahrzeuge zu, die im Straßenverkehr automatisch und ohne Unterstützung des Fahrers sicher fahren können.“ Konzernchef Harald Krüger stellte klar: „Wir werden die nächsten Jahre brauchen.“
Die Serienproduktion des BMW Roboterwagens solle bis 2021 starten, erklärten die Chefs der drei Firmen in München. Der BMW iNext solle zur Grundlage für eine ganze Flotte autonom fahrender Autos „nicht nur auf Autobahnen, sondern auch in städtischen Umgebungen“ werden. „Wir wollen die Nummer eins beim autonomen Fahren werden“, betonte Krüger. Intel-Chef Brian Krzanich sagte, um sicher durch den Verkehr zu steuern und Unfälle zu vermeiden, bräuchten die Autos starke und verlässliche elektronische Gehirne. Man sei offen für Kooperationen mit weiteren Partnern, sagte BMW-Manager Klaus Fröhlich.
Mobileye ist auch ein Partner von Tesla. Technik des israelischen Start-ups habe bei dem Unfall aber keine Rolle gespielt, erklärte das Unternehmen.
Teslas „Autopilot“ greift unter anderem auf Kameras sowie Radar- und Ultraschallsensoren zurück, um die Umwelt zu erfassen. „"Autopilot" wird die ganze Zeit besser, aber es ist nicht perfekt und erfordert vom Fahrer, wachsam zu sein“, schrieb Tesla in dem Blogeintrag. Der verunglückte Fahrer hatte zuvor selbst Videos von seinen „Autopilot“-Fahrten ins Netz gestellt. Auf einem war zu sehen, wie das System einem Lastwagen auswich, der überraschend vor dem Tesla die Spur wechselte, und so eine wahrscheinliche Kollision vermied.
Zugleich gab es auch viele Internet-Videos zu sehen, in denen Fahrer sich bei eingeschaltetem „Autopilot“-System mit anderen Sachen beschäftigten. Einer kletterte sogar auf den Rücksitz und filmte den leeren Fahrersitz während einer Autobahn-Fahrt von dort. Um so etwas zu vermeiden, kontrolliert das System regelmäßig, ob der Fahrer die Hände am Steuer hat. Wenn nicht, ertönen akustische Alarmsignale, und das Auto bremst ab.
Das Unternehmen des Tech-Milliardärs Elon Musk betonte, seine Wagen seien bereits über 130 Millionen Meilen (rund 210 Mio Kilometer) mit eingeschalteter „Autopilot“-Funktion gefahren. Im regulären US-Straßenverkehr gebe es einen Todesfall pro 94 Millionen gefahrene Meilen. Die NHTSA prüfe nur, ob der „Autopilot“ funktioniert habe, wie es zu erwarten gewesen sei, erklärte Tesla. Die Aktie des Autobauers hatte im nachbörslichen Handel nach Bekanntwerden des Unfalls fast drei Prozent verloren, notierte am Freitag aber leicht im Plus.