Tourismus rettet Griechenland: Wirtschaft schrumpft langsamer
Athen/Berlin (dpa) - Die Wirtschaft im pleitebedrohten Griechenland schrumpft deutlich langsamer. Im zweiten Quartal des Jahres fiel die Wirtschaftsleistung nach neuesten Berechnungen um 3,8 Prozent. Vorläufige Zahlen hatten noch ein Minus von 4,6 Prozent gezeigt.
Das Statistikamt korrigierte am Freitag in Athen die Angaben. Anfang 2013 war die Wirtschaft noch um 5,6 Prozent geschrumpft. Ursache der positiven Entwicklung sei hauptsächlich der Tourismus, der dieses Jahr in Griechenland mit mehr als 17 Millionen erwarteten Besuchern und bis zu 11,5 Milliarden Euro Einnahmen einen neuen Rekord erzielen soll.
Der Umsatz sei nach Angaben der Statistikbehörde im Bereich Gastronomie und Hotellerie um 5,3 Prozent gestiegen. Die griechischen Hoteliers führen den Aufschwung sowohl auf innen- als auch auf außenpolitische Gründe zurück: In Griechenland hat es in den vergangenen Monaten kaum Ausschreitungen gegeben, und die Streiks haben deutlich nachgelassen. Zudem haben Griechenland und andere europäische Mittelmeerstaaten diesen Sommer einen Teil der Verluste der Tourismusbranche aus Nordafrika und vor allem aus dem krisenerschütterten Ägypten für sich nutzen können.
„Die Tourismus-Branche unseres Landes verfügt über enormes Know-how und großes Potenzial“, sagte Iossif Parsalis, Geschäftsführer von Marketing Greece, die die griechische Hotellerie- und Tourismusbranche vertritt, der Nachrichtenagentur dpa. Bis zum Jahr 2019 könnten 360 000 neue Jobs entstehen - dies entspricht in etwa der Anzahl der Arbeitslosen im Jahr 2009. Mehr als 688 000 Griechen waren 2012 in der Reisebranche beschäftigt, hieß es.
Volkswirte erwarten einen ersten Hoffnungsschimmer für 2014 mit einem marginalen Plus von 0,2 bis 0,6 Prozent Wirtschaftswachstum. Die Lage auf dem griechischen Arbeitsmarkt ist jedoch weiter dramatisch: 27,6 Prozent haben keinen Job.
Die Eurogruppe rechnet trotz Anzeichen der Besserung mit einem weiteren Finanzhilfebedarf Griechenlands nach Auslaufen der bisherigen Rettungsprogramme. Offizielle Zahlen wurden bisher nicht genannt. Nicht damit zu verwechseln ist der Brutto-Finanzbedarf, den der Internationale Währungsfonds (IWF) für die Jahre 2015 bis 2020 errechnet hat. In den Berechnungen, die der Nachrichtenagentur dpa am Freitag in Berlin vorlagen, wird von knapp 47 Milliarden Euro ausgegangen. Der Bruttofinanzbedarf umfasst das staatliche Finanzierungsdefizit sowie den Finanzbedarf aufgrund zu tilgender Staatsanleihen und sonstiger zu tilgender Darlehen.