Tui-Chef Joussen sieht Anlegervertrauen zurückgekehrt
Hannover/Berlin (dpa) - Nach einem Jahr im Amt sieht Tui-Chef Friedrich Joussen verloren gegangenes Anlegervertrauen zurück. Die Tui-Aktie sei wieder attraktiv, sagte er den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX.
„Es ist unser Ziel, weitere strategische, langfristige Investoren zu gewinnen.“ Zum eingeleiteten Kulturwandel bei Europas größtem Reisekonzern meinte er: „Der Kurs ist gesetzt, und der Konzern ist mitten im Wandel.“ Als strategische Frage sieht er den Online-Handel. Die neue Messlatte seien nicht mehr klassische Wettbewerber, sondern Internet-Anbieter: „Darauf muss sich auch die Touristikindustrie vorbereiten, allen voran wir als europäischer Marktführer.“
Bei 73 000 Mitarbeitern dauere es allerdings, bis die Neuorientierung im Konzern für alle sichtbar werde. Die Mehrheitsbeteiligung an der übermächtigen britischen Tochter Tui Travel plc erschwert zudem einen radikalen Wandel, da der Durchgriff fehlt. Eine komplette Übernahme sieht Joussen vorerst aber nicht als Priorität an. „Die relativ komplizierte Struktur, die wir heute mit Tui und unserer Tochter Tui Travel haben, ist zwar auch beim Kulturwandel eine Herausforderung, aber es geht sichtbar voran“, meinte der Vorstandschef.
Im Reisegeschäft hat sich die Zahl der Ägyptenurlauber halbiert: „Neun Prozent unserer Gäste flogen turnusmäßig in der Wintersaison nach Ägypten, derzeit sind es knapp vier Prozent.“ Gewinner seien Griechenland und vor allem die Kanaren. „Zudem boomen Fernreisen - 365-Tage-Destinationen sind ein wachsender Markt.“
Im solide wachsenden Kreuzfahrtgeschäft denkt Tui über den Bau eines weiteren Schiffes nach, konkrete Planungen gebe es aber nicht. Das dritte Schiff von Tui Cruises, „Mein Schiff 3“, gehe im Juni an den Start: „Das ist schon jetzt zu 60 Prozent gebucht, das vierte kommt dann 2015:“ Pauschalreisen dürften in Deutschland weiter über Reisebüros gekauft werden, meinte Joussen: „Denn was den Deutschen wirklich fehlt im Internet, ist das Vertrauen!“ Die Reiseveranstalter müssten sich künftig zunehmend mehr als Vertrieb begreifen.