Tui legt trotz Terror und Preiskampf Gewinnsprung hin
Hannover (dpa) - Eine Preisschlacht in Deutschland und der Terroranschlag in Tunesien haben den weltgrößten Reisekonzern Tui nicht aus der Spur geworfen.
Das Geschäft mit Kunden aus Nordeuropa sowie die eigenen Hotels und Kreuzfahrtschiffe ließen den Touristikriesen einen Gewinnrückgang auf dem Heimatmarkt verschmerzen. Für das laufende Geschäftsjahr peilt Co-Vorstandschef Fritz Joussen weitere Steigerungen an. Die Aktionäre können mit einer deutlich höheren Dividende rechnen, wie der Konzern am Donnerstag in Hannover ankündigte.
Am Aktienmarkt wurden die Nachrichten mit Begeisterung aufgenommen. In Frankfurt legte der Kurs der Tui-Aktie bis zur Mittagszeit um rund sieben Prozent zu.
Nach der Komplettfusion mit seiner bisherigen Veranstaltertochter Tui Travel vor einem Jahr knackte der Touristikriese im Geschäftsjahr 2014/15 beim operativen Gewinn erstmals die Milliarden-Marke. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis wuchs in den zwölf Monaten bis Ende September um 23 Prozent auf 1,07 Milliarden Euro. Dabei half allerdings der schwache Euro, ohne den das Plus immerhin gut 15 Prozent betragen hätte.
Der Überschuss sprang sogar von 90 Millionen auf 340 Millionen Euro nach oben - beflügelt von einer nach der Fusion mit Tui Travel gesunkenen Steuerquote. Die Tui-Aktionäre können sich auf eine Dividende von 56 Cent je Anteilschein freuen - rund 70 Prozent mehr als im Vorjahr und ein Zehntel mehr, als die Tui normalerweise ausschütten würde. Dieser Zehn-Prozent-Bonus soll allerdings nur für zwei Jahre gelten.
Auch Tui-Rivale Thomas Cook (Neckermann Reisen, Bucher Last Minute) litt im Sommer unter dem Preiskampf der Veranstalter in Deutschland. Zudem machten beiden Unternehmen der Anschlag in Tunesien zu schaffen, der im Juni ein Hotel der Tui-Kette Riu getroffen hatte.
Tui verbuchte wegen der Reisewarnungen und fehlender Gäste nun eine Belastung von 52 Millionen Euro und hat Management-Verträge für mehrere Hotels aufgelöst. 14 gepachtete Hotels in Tunesien bleiben aber beim Konzern. Auch das Geschäft mit Ägypten ist unter Druck, nachdem viele Staaten nach dem vermuteten Abschuss eines russischen Passagierjets Reisewarnungen für Flüge nach Sharm el Sheikh ausgesprochen haben.
Trotz solcher Krisen und der jüngsten Terroranschläge in Paris zweifelt Joussen nicht am Wachstumskurs der Tui. „Wir müssen wahrscheinlich mit ein bisschen mehr Unsicherheit irgendwie leben“, sagte der Manager. „Wir sehen, dass die Leute Urlaub machen wollen, und dann fahren die halt irgendwo anders hin.“