Tui-Sanierung trägt Früchte
Hannover (dpa) - Tui-Chef Friedrich Joussen schaltet gut ein Jahr nach seinem Amtsantritt von Sanierung auf Wachstum. Mehr eigene Hotels und Kreuzfahrtschiffe sollen dazu führen, dass im umkämpften Urlaubsmarkt mehr Geld bei Europas größtem Reisekonzern hängen bleibt.
Eine neue Hotelmarke mit bis zu 50 Häusern ist in Arbeit, die Riu-Gruppe und die Robinson Clubs sollen in den kommenden Jahren deutlich wachsen. „Wir müssen mehr Kunden in unsere eigenen Produkte schicken“, sagte Joussen am Freitag in Hannover. Wenn der Umsatz in diesem Jahr schwächer steigen sollte als geplant, wäre das für ihn kein Drama: Entscheidend sei der Gewinn, und da sei er optimistisch.
Obwohl der Konzern seinen saisontypischen Winterverlust deutlich eindämmte, reagierte die Tui-Aktie dennoch mit einem Kursrutsch. Bis zum Mittag verlor das Papier gut zwei Prozent auf unter 11,80 Euro.
Die Kunden der eigenen Hotels und Kreuzfahrtschiffe bringen Tui laut Joussen ein Vielfaches des freien Bargeld-Zuflusses, den die reine Vermittlung einer Reise an fremde Häuser abwirft. Die Zahl dieser Urlauber will Joussen von derzeit fünf auf zehn Millionen pro Jahr steigern. Die Robinson Clubs sollen von 24 auf bis zu 40 wachsen. Die mit Tui verbandelte spanische Riu-Gruppe soll jeweils drei bis fünf Hotels neu errichten. Ende Mai wird das 104. Riu-Haus eröffnet.
Von den 108 übrigen Hotels des Konzerns mit Marken wie Iberotel, Grecotel oder Grupotel will Joussen einige auf die künftige Tui-Marke umflaggen. Neue Hotels werde man kaum errichten. „Die Häuser gibt es schon“, sagte Joussen. Wie bei den Robinson Clubs setzt er dabei verstärkt auf selbstständige Betreiber oder Managementverträge, so dass Tui die Hotels nicht selbst erwerben muss. Für die Details der Strategie sollen sich die Tui-Aktionäre bis September gedulden.
Bei Kreuzfahrten baut Joussen weiter auf die junge Marke Tui Cruises. Deren Flotte soll in den kommenden Jahren von derzeit zwei auf bis zu acht Schiffe wachsen. Nummer drei und vier sind bereits im Bau. Die traditionsreiche Tochter Hapag-Lloyd Kreuzfahrten will Tui im kommenden Geschäftsjahr zunächst in die schwarzen Zahlen bringen.
Im Winter zahlte sich für Tui der eingeleitete Sparkurs aus: Nach der teuren Bilanzsanierung ein Jahr zuvor sank der auf die Aktionäre entfallende saisontypische Nettoverlust im zweiten Geschäftsquartal (Stichtag 31. März) um 51 Prozent auf 122 Millionen Euro. Für das gesamte Winterhalbjahr reduzierte sich das Minus um gut 40 Prozent auf 231 Millionen Euro. Durch die jüngsten Kürzungen in der Konzernzentrale seien die dortigen Kosten um 30 Prozent gesunken.
Im Kerngeschäft machten sich die späten Osterferien bemerkbar, die diesmal erst ins dritte Quartal fallen. Der Umsatz sank in den sechs Monaten bis Ende März um vier Prozent auf knapp 6,6 Milliarden Euro.
Joussen bekräftigte, die Jahresziele zu erreichen. Dabei schaut Tui auf das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Unternehmenswerte (bereinigtes Ebita). Es soll im laufenden Geschäftsjahr um sechs bis zwölf Prozent zulegen.
Die Konzentration auf mehr exklusive Produkte könnte die Urlauberzahl jedoch sinken lassen. Beim Umsatz peilt der Vorstand daher nur noch das untere Ende der ausgegebenen Spanne von zwei bis vier Prozent an. „Nicht profitable Umsätze brauchen wir nicht“, sagte Joussen.